„Zeitzeuge“ Holländerhaus beim Fest der Kulturerben

Am Sonntag, dem 2. Juni, findet auf dem Alten Markt Potsdam das Fest der Kulturerben statt. „Denkmale – Zeitzeugen der Geschichte“ ist das Motto der Veranstaltung. Von 13 bis 18 Uhr stellen sich auf dem Alten Markt rund 40 Kulturerbenvereine mit ihren aktuellen Projekten vor. Dazu wird ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm geboten. Das Fest der Kulturerben ist eine Veranstaltung der Landeshauptstadt Potsdam in Zusammenarbeit mit dem Kulturstadt Potsdam e.V.

Es ist einzigartig, dass sich in Potsdam so viele Vereine mit ehrenamtlichen Helfern um den Erhalt und die Bewirtschaftung von Baudenkmalen, Technischen Denkmalen und Gartendenkmalen kümmern. Viele Bauwerke wurden durch die Bürger dieser Stadt vor dem Verfall gerettet. Das betrifft vor allem die historische Altstadt von Potsdam.

Die Kulturerbenvereine setzten und setzen sich ehrenamtlich für die Denkmalpflege ein. Sie werden beim Fest der Kulturerben davon berichten. Zum Beispiel der Förderverein zur Pflege niederländischer Kultur in Potsdam mit der Wiederherstellung des Hauses Mittelstraße 8. Das denkmalgerecht sanierte Holländerhaus beherbergt seit 1997 das Museum Jan Bouman Haus. Die Dauerausstellung zeigt die besondere Architektur. Es zeigt wechselnde Ausstellungen und dokumentiert die Geschichte des Viertels. Es ist auch die Geschichte der Menschen, die in diesen Häusern gelebt haben und die Zeitzeugen für den Niedergang und die Rettung ihres Viertels wurden.

Historische Fotos und Berichte

Museumsleiterin Susanne Marok hat in zahlreichen Interviews Erinnerungen von Potsdamern eingefangen. Für die Historikerin ist es besonders spannend, wie die Menschen im Holländischen Viertel gelebt und auch gearbeitet haben, zu sehen zum Beispiel im Werk des Fotografen Eberhard Thonfeld. Oder im Flur des Landesjugendringes, Breite Straße 7 a. Die dortige Ausstellung mit Zeitzeugen-Interviews aus dem Holländischen Viertel entstand in einem Jugendprojekt unter dem Titel: „Zwischen Verfall und Vergnügen.“

Das Jan Bouman-Haus wird sich 2025 in einer Ausstellung mit frühen Bewohnern des Holländischen Viertels befassen. Dabei geht es um den Grenadier und Zimmerermeister Cornelius van den Bosch, der das Jagdschloss Stern baute, und seinen Sohn, den Hofzimmerermeister Cornelius Wilhelm von den Bosch. Er errichtete für Friedrich Wilhelm II. die Historische Mühle von Sanssouci. Die Familie wohnte in der Gutenbergstraße 81. Dort ist heute eine Baulücke, das Holländerhaus wurde im Krieg zerstört und soll als Gemeindehaus der Katholischen Kirche neu gebaut werden.

Die Besucher erfahren beim Fest der Kulturerben, was 35 Jahre ehrenamtliches Engagement für die Denkmalpflege im Stadtbild bewirkt hat. Sie können bei der Veranstaltung jene Menschen kennenlernen, die diese Veränderungen aktiv mitgestaltet haben.

Für die Vereine ist das Fest der Kulturerben eine Gelegenheit, Menschen für die ehrenamtliche Mitarbeit in ihren Vereinen zu gewinnen. Hier findet ein Generationswechsel statt und für fast alle Vereinstätigkeiten wird Verstärkung gebraucht.

UNESCO-Tag: „Vielfalt entdecken und erleben“

Es wird viel geboten am 2. Juli: Zeitgleich mit dem Fest der Kulturerben veranstalten die Landeshauptstadt Potsdam und die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg ein sehr facettenreiches Programm. Zum Beispiel zeigt eine Führung die Auswirkungen des Klimawandels auf die königlichen Parks. Der UNESCO-Tag beginnt bereits um 10 Uhr.

Programm des UNESCO-Welterbetages und Festes der Kulturerben >>> Flyer Fest der Kulturerben 02.06.24

Verein des Monats Mai 2024: IG Optische Telegraphie in Preußen OT4

Seit 2009 ist die ehemalige Station No. 4 der königlich-preußischen optischen Telegraphen-Linie zwischen Berlin und Koblenz (1832–1849) am ursprünglichen Standort auf dem Potsdamer Telegrafenberg zu besichtigen. Von April bis September demonstrieren Mitglieder der Interessengemeinschaft „Optische Telegraphie in Preußen OT4“ die Funktion des originalgetreuen, funktionstüchtigen Nachbaus der Signalanlage. Für dieses Engagement stellen wir die Interessensgemeinschaft OT4 als Kulturerbenverein des Monats Mai vor.

Zum Saisonstart am 28. April 2024 empfingen Dr. Ludwig Grunwaldt, Maria Stolz und Prof. Dr. Hans-Jürgen Paech interessierte Besucher. Beide Herren waren als Wissenschaftler vor und nach der Wende auf dem Telegrafenberg tätig. So arbeiteten Dr. Grunwaldt zuletzt am Helmholtz-Zentrum Potsdam/Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ/Sektion Globales Geomonitoring und Schwerefeld und Dr. Paech als Polarforscher am Alfred-Wegener-Institut. Maria Stolz lernten die Potsdamer Telegraphenfreunde bei einer Telegraphenreise ins Weserbergland 2010 kennen. Dort befindet sich in Linnenkamp auf dem Holzberg die Station No. 27. Als Gästeführerin zeigte Stolz den Potsdamern die Grabplatte einer Telegraphistenfrau, die 1834 im Kindbett starb. Dr. Grunwaldt blieb im Kontakt mit ihr. Aus Freundschaft wurde Liebe. Vor einigen Jahren ist sie nach Potsdam gezogen und beide engagieren sich nun gemeinsam für die OT-Station No. 4 auf dem Telegrafenberg.

Gipfelkreuz mit sechs Flügeln

Signalanlage OT4 und Kinder-Telegraph (vorn)

Die Telegraphenstation No. 4 befindet sich auf der Kuppe des Potsdamer 96,5 Meter hohen „Bergs“ im Wissenschaftspark „Albert Einstein“. Sie ist eine von 62 Stationen auf der rund 600 Kilometer langen Strecke zwischen Berlin und Koblenz. Die insgesamt sechs Flügel (Indikatoren) am 6,30 Meter hohen Mast einer jeden Telegraphenstation konnten in Stellungen von 45°, 90° und 135° geschwenkt werden. Durch Kombination aller möglichen Varianten in den drei Ebenen A, B und C war die Verschlüsselung von 4.096 Zeichen möglich. Diese konnten einzelne Buchstaben und Zahlen, aber auch Silben, Wörter oder ganze Sätze bedeuten. Der militärische Code war streng geheim und konnte nur an den Endpunkten der Linie chiffriert und gelesen werden.
Den Mitgliedern ist es ein besonderes Anliegen, der heutigen Generation sowohl die Technologie dieser ersten wichtigen Telekommunikations-Strecke in Deutschland als auch die Einordnung in das damalige politische Geschehen anhand des Inhalts bekannt gewordener Depeschen (Telegramme) zu vermitteln. So war zum Beispiel eine Depesche mit 30 Wörtern am 17.03.1848 rund eineinhalb Stunden unterwegs. Vermutlich hätte ein Kurierdienst zu Pferde zwei bis drei Tage benötigt.
Zur Veranschaulichung für Jugendliche wurde ein mobiler Kinder-Telegraph gebaut, an dem die Smartphone-Generation mit dem Signalschrift-Alphabet den Anfangsbuchstaben ihres Namens einstellen kann.

Erster historisch-technischer Themenradweg wurde 2022 eingeweiht

Die Idee zur Beschilderung des 62 Stationen umfassenden Telegraphenradweges wurde in der linienweiten Interessengemeinschaft „Optische Telegraphie in Preußen“, ein Zusammenschluss aktiver Telegraphenfreunde, 2007 geboren. Mit der Beschilderung des Telegraphenradweges wurde in Sachsen-Anhalt begonnen und ein Internetauftritt entwickelt. Mit der Umsetzung in Berlin und Potsdam geht es bislang nicht voran. Zur Beschilderung auf Potsdamer Stadtgebiet wurde jetzt eine Anfrage an die Stadtverwaltung gestellt. Die Telegraphenfreunde erwarten konkrete Schritte zur Realisierung, um dieser Pionierleistung der Nachrichtentechnik ein würdiges Denkmal zu setzen.

Interessierte können ihre Radtour auf dem ersten historisch-technischen Themenradweg von Berlin bis Sachsen-Anhalt bereits mithilfe einer Broschüre planen und die Besonderheiten der geschichtsträchtigen Natur- und Kulturlandschaft entlang der Route aufnehmen.

Broschüre: „Auf den Spuren der optischen Telegraphie im Land Brandenburg“. IG Optische Telegraphie, 2022. ISBN 978-3-943463-20-0
Weblinks: https://www.optischertelegraph4.de/radweg/ | http://www.telegraphenradweg.de

Führungen werden von den Mitgliedern jeweils am letzten Sonntag in den Monaten April bis September von 14 bis 17 Uhr angeboten.

Verein des Monats April 2024: Förderverein Jagdschloss Stern – Parforceheide e.V.

Am 28. April startet das Jagdschloss Stern offiziell in die Saison. Seit nunmehr 21 Jahren gelingt es den Aktiven immer wieder, das Baudenkmal durch kulturelle Aktivitäten im Bewusstsein der Menschen zu halten. Für dieses Engagement stellen wir den Förderverein Jagdschloss Stern – Parforceheide e.V. als Kulturerbenverein des Monats April vor.

Vorstandsmitglied Johannes Kallabis aus Berlin-Lichterfelde ist vom ersten Jahr an dabei. Er erinnert sich: „Der Platz vor dem Jagdschloss war eine Schmuddelecke, am Wochenende mit LKWs zugeparkt. Das Jagdschloss und Gaststätte im Kastellanhaus waren geschlossen.“

Es war der Wunsch der Anwohner, dass es eine Wende zum Besseren gibt. Der neu gegründete Förderverein konnte damit parteiübergreifend Unterstützer gewinnen.  Der Verein hielt das Thema Jagdschloss immer am Kochen. So konnte der historische Jagdstern aus Mitteln der Städtebauförderung neu gestaltet werden. Der Jagdstern liegt im Mittelpunkt der Wegschneisen durch das königliche Jagdrevier. Durch eine im Boden eingelassene Messingplatte wurde die Wegeführung wieder erlebbar gemacht.

Zahlreiche Projekte haben die rund 90 Vereinsmitglieder in eigener Regie verwirklicht. Dazu gehören:

  • Der Wiederaufbau eines historischen Backofens. Das selbstgebackene Brot erfreut sich großer Beliebtheit bei den Vereinsfesten
  • Die Restaurierung des Alten Schafstalls. Dort wird eine Ausstellung gezeigt, in der Potsdamer über die Nutzung des Jagdschlosses zu DDR-Zeiten berichten.
  • Aktuelles Projekt ist das Anlegen einer Streuobstwiese, auf der in diesem Jahr erstmals ein Imker seinen Bienenstock aufstellen wird.

Johannes Kallabis sagt: „Wir sprechen mit unseren Veranstaltungen ein breites Spektrum der Bevölkerung an. Damit gewinnen wir Interessenten und Unterstützer. Aber es braucht einen langen Atem, um unser Vereinsziel zu erreichen, nämlich das Denkmalensemble in seiner Gesamtheit wieder erlebbar zu machen.“

Geplante Wiedereröffnung des Kastellanhauses

Vorgesehen ist die Sanierung und Wiedereröffnung des Kastellanhauses mit einem gastronomischen Angebot sowie die Sanierung des ehemaligen Pferdestalls. Dafür wurden knapp sechs Millionen Euro Fördermittel zugesagt, davon die Hälfte vom Bund und je ein Viertel vom Land und von der Stadt. Geplanter Fertigstellungstermin ist 2030. Was mit dem zugesagten Geld dann noch möglich ist, bleibt eine spannende Frage. Sicher ist, dass der Verein sein Bestes für ein funktionierendes Denkmal tun wird. „Das Baudenkmal Jagdschloss, unsere Angebote und die Gastronomie bedingen sich gegenseitig“, sagt Kallabis.

Für Ihren Besuch im Jagdschloss finden Sie die aktuellen Veranstaltungen hier auf der Kulturerbenseite. Beim Besuch auf eigene Faust finden Sie vor Ort eine Audioführung zum Download sowie einen Flyer mit Wanderrouten zur Erkundung der Parforceheide.

Gibt es einen aktuellen Anlass, um Ihren Verein als Verein des Monats vorzustellen. Wir freuen uns auf Ihren Hinweis per E-Mail.

Stadtkanal Potsdam Fotos: Adam Sevens und Benjamin Maltry. Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte

Bauverein Potsdamer Stadtkanal von 1722 e.V.

Der Bauverein ist ein gemeinnütziger Verein, der sich für die abschnittsweise Wiederherstellung des in den 1960er Jahren zugeschütteten Stadtkanals in seiner vollen Länge von ca. 1800 Metern, in der historischen Führung vom Kellertor bis zu den Planitzinseln, als schiffbaren Wasserweg einsetzt. Neben der architektonischen und städtebaulichen Schönheit, die einst das Grachtenflair holländischer Städte nach Potsdam brachte, sprechen auch andere Gründe für den Wiederaufbau. Der Stadtkanal, Bodendenkmal sowie Denkmal von technikgeschichtlicher Bedeutung, reguliert das Grundwasser sowie das Stadtklima und dient als Erholungsort. Er bleibt mit seiner Strömungsanlage in Bewegung, was vor Gerüchen und Mücken schützt.

Die ersten beiden Abschnitte sind schon fertiggestellt. Am Kellertor ist zudem das alte Zollhaus (Kellertorwache) und ein Park mit öffentlichem Uferweg wiederentstanden.

Als nächstes nehmen wir den Wiederaufbau der Kellertorbrücke für Fußgänger und Fahrradfahrer in Angriff. Ziel ist ferner die Freilegung, Restaurierung und Wiederinbetriebnahme des Abschnitts von der Kellertorbrücke bis zur Berliner Brücke. In diesem Abschnitt liegen keine Leitungen und die Kanalwand ist unterirdisch gut erhalten. Hier könnte das Havelwasser bald sichtbar fließen.
An der Mündung des Stadtkanals könnte durch einen Grundstückstausch mit dem Land Brandenburg ein Privatinvestor die im Krieg zerstörte Villa Hoffbauer am Stadtkanal wieder errichten.

Gründung: 2015
Mitglieder: 7 (kein Publikumsverein)
Ansprechpartner: Willo Göpel
E-Mail: vorstand@stadtkanal.org
Facebook: Bauverein Potsdamer Stadtkanal von 1722 e.V.

Stadtkanal Potsdam, Kellertorwache. Fotos: Adam Sevens und Benjamin Maltry. Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte

Kulturstadt Potsdam e.V.

Der Verein Kulturstadt Potsdam e.V.  koordiniert die Netzwerk-Aktivitäten der Kulturerbenvereine. Das erfolgt in Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalpflege der Stadt Potsdam.

Der Verein ist ein Zusammenschluss von Menschen, die ihre Stadt lieben. Eingebettet in ein traumhaftes Stückchen Erde ist über Jahrhunderte eine Kulturlandschaft entstanden, die zu dem schönsten zählt, was Menschen geschaffen haben. Mit Fug und Recht gehört Potsdam zu den Weltkulturerbestätten. Unsere Mitglieder genießen sehr bewusst die vielfältigen kulturellen Angebote in Potsdam. Mit unserer Begeisterung wollen wir andere anstecken. Dazu haben wir uns einiges einfallen lassen. Mit unseren Projekten kommunizieren wir Potsdam als eine Stadt der Kultur, als Stadt der Gastfreundlichkeit, der Toleranz und Weltoffenheit. Unser Verein fördert das Engagement der Bürger. Wir ermutigen zu Aktivitäten, die das breit gefächerte Kulturangebot bereichern und die Attraktivität unserer Stadt weiter erhöhen. Denn wir sind Potsdamer aus Leidenschaft.

Mitmachen kann jeder, wichtig ist nur Begeisterung und der Spaß an der Sache. Gute Ideen und tatkräftige Mitarbeit sind natürlich besonders willkommen. Unser Verein fördert das Kulturangebot in Potsdam. So unterstützten wir u.a. den Förderverein für das Potsdam Museum, den Bauverein der Friedenskirche und die Musikschule, für die wir einen Nachwuchspreis stiften. Im Potsdam-Wiki sammeln wir Informationen über die Geschichte der Stadt und Persönlichkeiten, die Potsdam geprägt haben. Das Potsdam-Wiki ist ein Mitmachprojekt für interessierte Potsdamer.

Gründung: 2003
Mitglieder: 145
Ansprechpartnerin: Fides Mahrla
E-Mail: verein@kulturstadt.potsdam.de
Internet: http://www.kulturstadt.potsdam.de

Vorstandsmitglieder (v.l.n.r.): Vorsitzende Fides Mahrla, Jeannette Wachholz, stellv. Vorsitzender Matthias Finken, Dagmar Christl, Karin Hennig, Schatzmeister Dr. Frank Dietrich, Olaf Gutowski, Pressesprecher Bolko Bouché/ Foto: Stefan Specht

Verein des Monats März 2024: Freunde der Freundschaftsinsel e.V.

Verein des Monats März sind die Freunde der Freundschaftsinsel. Anlässlich des 150. Geburtstags von Karl Foerster versammeln sich die Mitglieder jedes Jahr am 9. März am Ehrenmal – einer Metallplastik von Christian Roehl – auf der Insel. Zum Jubiläum kamen zahlreiche Gäste aus allen Teilen der Bundesrepublik, um des Staudenzüchters und Potsdamer Ehrenbürgers feierlich zu gedenken. Seit der Gründung des Vereins 2003 zählt dieses jährliche Treffen der Foersterianer, Staudenliebhaber und Gartenfreunde zum festen Bestandteil des Vereinskalenders.  

Verantwortung im Ehrenamt

Mitgastgeber und Vorstandsmitglied Marko Höhn erzählte am Rande der Feierlichkeiten, dass er zu Beginn seiner freiberuflichen Tätigkeit als Landschaftsarchitekt von der Vereinsgründung durch einen Beitrag in der Zeitung erfahren hatte und gern mit dabei sein wollte. Fasziniert war der 1972 in Potsdam geborene Höhn vom Fachwissen der sogenannten Foersterianer und Staudenzüchter wie Dr. Konrad Näser und Wolfgang Kautz. Von ihnen wollte er mehr über Karl Foerster und seine Staudenzüchtungen erfahren. So wurde der junge Mann Mitglied und geradewegs in den Vorstand gewählt. Damals hatte er, so erzählte er, erst einen Sohn, mittlerweile sind zwei Söhne und eine Tochter hinzugekommen. Die Familie und das Landschaftsplanungsbüro fordern seine ganze Aufmerksamkeit, sodass gelegentlich das Ehrenamt zu kurz kommt. Doch aufgeben ist keine Option, die Mitglieder zeigen Verständnis und so ist er bis heute dabei und unterstützt den Vorstandsvorsitzenden Jörg Näthe und seinen Nachfolger Thoralf Götsch als Inselgärtner nach Kräften.

Schulprojekt mit Niveau

Näthes Idee, zum Jubiläum ihres Namenspatrons Schüler der Karl-Foerster-Schule zu bitten, sich künstlerisch mit dem Staudengärtner zu beschäftigen, brachte erstaunliche Kunstwerke hervor, die im Ausstellungsraum neben dem Inselcafé zu besichtigen sind. Auch Familie Höhn hat aktiv mitgestaltet: Sohn Julius gestaltet mit drei Mitschülern ein Baumhaus und präsentiert sein Modell. Der stolze Papa entwarf das Plakat und das Banner zur Ausstellung. Betreut wurden die Kinder von ihren Kunsterziehungslehrerinnen Katrin Neubert, Annette Frensemeier und Jana Breé. Dank ihres Engagements sind die entstandenen Werke mehr als „niedliche“ Kinderzeichnungen. Ein Besuch der Ausstellung „Über den Zaun geschaut“ bereichert den Spaziergang über die Insel (geöffnet vom 9. März bis 28. April 2024 jeweils freitags, samstags und sonntags von 13.00 bis 17.00 Uhr).

Den Schatz erkennen und erhalten

Und wo drückt der Schuh im Vereinsleben? Marko Höhn bedauert, dass nur wenige Mitglieder Verantwortung übernehmen wollen oder können. Er würde sich wünschen, dass mehr junge Leute erkennen, welch großer Schatz die Freundschaftsinsel ist. Hier geht es nicht nur in erster Linie um den Erhalt des Gartendenkmals – als Folge des Klimawandels muss auch mit einer angepassten Pflanzenauswahl reagiert werden. Höhns Leitspruch ist ein Zitat von Dieter Kienast, einem Schweizer Berufskollegen: „Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage, denn er fordert das, was in unserer Gesellschaft am kostbarsten geworden ist: Zeit, Zuwendung und Raum“.

Realistische Wünsche

Auf die Frage, was er mit einer Spende von 10.000 Euro für die Freundschaftsinsel machen würde, antwortete Höhn spontan, oberste Priorität hätten Ersatzpflanzungen für abgängige Bäume und zu erneuernde Pflanzungen. Aber auch Unterstützung bei der Pflege der Anlage wäre dringend notwendig, da es zu wenige Inselgärtner gibt. „Man müsste viel öfter Arbeitseinsätze organisieren oder Pflegepatenschaften übernehmen“, so sein Fazit.

Mitmacher beim Frühjahrseinsatz willkommen

Nächste Gelegenheit ist am Sonnabend, dem 23. März 2024, von 10 bis 13 Uhr. Neben den Freunden der Freundschaftsinsel sind passionierte Hobbygärtner herzlich willkommen, die unter fachlicher Anleitung Sichtbares schaffen können. Interessierte melden sich bitte per E-Mail verein@freundschaftsinsel-potsdam.de oder telefonisch unter 0331 2803375 an.

Weitere Informationen unter: Freunde der Freundschaftsinsel

Text: Fides Mahrla | Fotos: Elisabeth Karth

Kulturerbendialog in der Angerkirche

Vertreter der Kulturerbenvereine trafen sich am 27. Februar 2024 in der Angerkirche zum Kulturerbendialog. Wir sprachen über das Fest der Kulturerben und weitere gemeinsame Aktivitäten der Vereine. Nach dem offiziellen Teil war das Netzwerken bei Wasser, Wein und Salzbrezeln angesagt.

  • Matthias Finken, Chef des Orga-Teams für das Kulturerben-Netzwerk, sprach über die Perspektive des Netzwerkes – in Anbindung an die Untere Denkmalbehörde und die Stadt Potsdam. Die Stadtverwaltung gibt eine Studie in Auftrag, wie das Netzwerk gestärkt und die ehrenamtliche Arbeit für Bau, Garten- und Technische Denkmale verstetigt werden kann.
  • Dr. Sigrid Sommer, Marketingleiterin der Stadtverwaltung, stellte „Zwei an einem Tag“ vor. Das Fest der Kulturerben und der UNESCO-Welterbetag finden am 2. Juni statt. Die Angebote werden sich ergänzen. Es wird ein großes Fest für alle Denkmal- und Kulturfreunde.
  • Mark Jumpers, Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde, stellte sich und die Aktivitäten seiner Behörde vor. Jumpers, der nach einem Volontariat bei der Schlösserstiftung in Potsdam sechs Jahre in Bayern gearbeitet hatte, würdigte die Potsdamer Kulturerben. Ein vergleichbares ehrenamtliches Engagement sei ihm aus anderen Städten nicht bekannt.
  • Franziska Fürstenau, Verantwortliche für das Fest der Kulturerben, stellte die Ideen des Orga-Teams für den 2. Juni vor und sammelte die Ideen aus dem Publikum. Das Fest 2024 steht unter dem Motto „DENKMALE – Zeitzeugen der Geschichte“.
  • Fides Mahrla, Vorsitzende des Kulturstadtvereins, sammelte in einem Motivations-Workshop die Statements der ehrenamtlichen Mitglieder zu ihrer Vereinstätigkeit:
    Was verleiht Flügel?
    Wo drückt der Schuh?
    Mein Wunsch ist …

Zusammenfassend: Die Befragten haben Spaß daran, andere zu begeistern. Sie wollen, dass ihre Aktivitäten präsenter werden, dass Ihr Engagement für ihre Projekte wertgeschätzt und anerkannt werden und dass sie neue Aktive für ihre Vereine gewinnen können.

Die Umfrageergebnisse schicken wir mit dem nächsten Newsletter an alle Kulturerbenvereine.

Schweizer Kolonistendorf Nattwerder. Fotos: Adam Sevens und Benjamin Maltry. Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte

Schweizer Kolonistendorf Nattwerder e.V.

Kurfürst Friedrich Wilhelm siedelte 1685 im Golmer Bruch 14 Schweizer Familien aus dem Kanton Bern an, die im Nachhinein wegen der nicht zu beherrschenden Überschwemmungen im Bruch wieder umgesiedelt wurden. Davon sind vier Familien auf dem „natte-werder“ angesiedelt worden. Die den reformierten Schweizern zugesagte eigene Kirche wurde 1690 geweiht.

In den ersten Jahren nach der Gründung des Vereins 1992 war Annemarie Haardt (verst.) unermüdlich inspirierender Motor. Der Verein besteht mehrheitlich aus Dorfbewohnern und Nachkommen der Schweizer Kolonisten. Die derzeit 19 Mitglieder heißen aber auch Interessierte von außerhalb willkommen. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gestellt, das geschichtliche und kulturelle Erbe des Kolonistendorfes in seiner Einmaligkeit zu bewahren.

Wir forschen zur Geschichte des mit Schweizer Kolonisten besiedelten Golmer Bruchs. Wir setzen uns für die Restaurierung der denkmalgeschützten Dorfkirche und des umgebenden Friedhofs ein und bieten Führungen an.

Seit vielen Jahren organisieren wir im Sommer unsere beliebten Sommerkonzerte.

Wir nutzen Potsdams älteste Kirche neben den Gottesdiensten für Vorträge oder Lesungen und zeigen wechselnde Ausstellungen. Mitglieder unseres Vereins sorgen dafür, dass im Sommer die Kirche als Raum zur Einkehr und Stille zugänglich ist.

Der kleine Verein hat vieles geleistet, worauf wir stolz sind: Die Restaurierung der Grabsteine, die Erneuerung der Schuke-Orgel, die schrittweise erfolgte Sanierung der Kirche und die Jubiläumsschrift zum 325-jährigen Jubiläum der Besiedlung des Golmer Bruchs. Wichtig ist uns, das Spannungsverhältnis von Gewesenem und Kommendem im Blick zu haben, denn: Die Zukunft hat in der Vergangenheit begonnen!

Gründung: 1992
Mitglieder: 19
Ansprechpartnerin: Elke Hartmann
E-Mail: info@nattwerder.de
Internet: http://www.nattwerder.de

Schweizer Kolonistendorf Nattwerder. Fotos: Adam Sevens und Benjamin Maltry. Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte

Verein des Monats Februar 2024: Förderkreis Böhmisches Dorf Nowawes

Der Förderkreis Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf e. V. ist unser Kulturerbenverein des Monats Februar 2024. Der Verein hält im Internet eine Menge Informationsmaterial bereit, um in Nowawes und Babelsberg auf Entdeckungstour zu gehen. Ein Angebot ist eine Audioführung.

Der Audioguide führt in einer halben Stunde durch den heutigen Stadtteil Babelsberg und informiert an elf verschiedenen Stationen über die Entstehung von Neuendorf und der Kolonie Nowawes, den beiden ursprünglichen Stadteilen von Babelsberg. Beginnend in der Karl-Liebknecht-Str. 23, direkt am Museum Weberstube Nowawes, erkundet man das Zentrum Babelsberg mit seiner über 250 Jahre alten Geschichte von den Anfängen der Kolonie für die glaubensverfolgten evangelischen Weber und Spinner aus Böhmen bis hin zur Entwicklung zum aufstrebenden Industriestandort.

Studentenpraktikum im Verein

Frederik Grünenbaum war Autor und Sprecher des Audioguides. Er hat im Februar ein Referendariat an der „Schule am Schloss Potsdam“ begonnen, die im Bornstedter Feld liegt. Als er den Audioguide produzierte, war er noch Student und machte ein Praktikum im Verein. Da Geschichte und Biologie seine Fächer sind, wählte er ein historisches Thema. Er wählte eine Kultureinrichtung, um etwas Gutes für die Allgemeinheit zu tun und um kennenzulernen, wie ein Verein funktioniert.

Ein Zufall weckte die Neugier

Dass es ein Praktikum im Trägerverein der Weberstube wurde, ist einem Zufall zu verdanken. Frederik Grünenbaum stammt aus Sachsen-Anhalt und kam zum Studium nach Potsdam. Er wohnt im Bornstedter Feld und war nach eigenem Bekunden nur sehr selten auf der anderen Seite der Havel. Die Kolonie Nowawes lernte er durch den Fußball kennen. Auf dem Weg ins Stadion fielen ihm die „ulkigen“ Weberhäuser auf und er wurde neugierig. „Ich war gespannt darauf, was hinter den Gebäuden steckt.“

Frederik Grünenbaum bewarb sich. Vereinsvorsitzende Dr. Kirsti Dautzenberg hatte gleich mehrere Ideen, was der Kulturerben-Praktikant machen könnte. Er entschied sich für eine Audioführung, die er von A – Z selbst gestalten konnte. Dafür hatte der Verein Literatur zur Verfügung gestellt. Grünenbaum wählte die elf Stationen aus, schrieb und las Text und schnitt die Aufnahme am Laptop. Er sagt: „Es war cool, aber es hat auch eine Menge Arbeit gemacht. Ich war tatsächlich die ganzen sechs Wochen damit beschäftigt.“

250 Downloads für Audioguide

Vereinsvorsitzende Kirsti Dautzenberg begleitete das Praktikum, indem sie die Arbeitsschritte skizzierte, sich über Zwischenergebnisse informierte und Hinweise gab. Der Verein präsentiert die Audio-Stadtführung auf seiner Internetseite: https://weberstube-nowawes.de/museum/

Die Vereinsvorsitzende berichtet: „Nachdem Frederik Grünenbaum uns die Datei mit der Audioführung erstellt hat, haben wir diese bei Soundcloud hochgeladen und Schweiger Design hat uns die Einbindung in unsere Website gestaltet. Bisher haben über 250 Gäste den Audioguide durch Babelsberg heruntergeladen.“

Die Potsdamer Kulturerben wünschen viel Spaß beim Rundgang. Die Potsdamer Kulturerben sind ein Netzwerk von Vereinen, die ein Denkmal in ihre Obhut genommen haben. Wir stellen auf dieser Seite monatlich eine Vereinsaktivität vor. Bitte informieren Sie uns, wenn bei Ihnen etwas Besonderes los ist.

Belvedere auf dem Pfingstberg. Fotos: Adam Sevens und Benjamin Maltry. Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte

Förderverein Pfingstberg in Potsdam e.V.

„Mich begeistert die Möglichkeit, aktiv in Gemeinschaft daran mitzuarbeiten, dass das einzigartige historische Pfingstberg-Ensemble für nachfolgende Generationen erlebbar bleibt“, so formuliert das Vereinsmitglied Wolfgang Hilbert seine Motivation für die ehrenamtliche Arbeit im Förderverein.

Seit 2001 betreibt der Förderverein im Auftrag der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg und ganz ohne öffentliche Förderungen, eigenverantwortlich das imposante Schloss Belvedere, den Pomonatempel und den Lenné-Garten im Potsdamer Norden. Mit großem Elan setzen sich die Mitglieder für die Bewahrung und Rekonstruktion des Ensembles ein. Vor allem an den Wochenenden sind diese am Belvedere anzutreffen – hier stehen sie Gästen für Fragen zur Verfügung, informieren über die Vereinsarbeit und werben Spenden ein. Diese fließen in notwendige Arbeiten zum Erhalt der historischen Anlage, für welche die Stiftung nicht ausreichende Mittel bereitstellen kann. Ein weiteres Anliegen ist ein abwechslungsreiches Kulturangebot, das u.a. Konzerte, Theater oder Ausstellungen umfasst. Auch deshalb gestaltet sich die Vereinsarbeit als kreativ und abwechslungsreich, denn die EhrenamtlerInnen bringen sich dabei organisatorisch und mit einem gastronomischen Angebot ein.
Die Vereinsziele formuliert das Mitglied Andrea Eichenberg wie folgt: „Wir wollen den Betrieb durch den Verein auch in den nächsten Jahren sicherstellen. Dies erfordert, dass wir immer wieder neue Mitglieder und Spender finden, die sich aktiv, aber auch finanziell an dem Projekt beteiligen – für einen Ort, der von einem Geist der Gastfreundschaft, Gelassenheit und der Freude geprägt ist.“

Gründung: 1990
Mitglieder: 64 aktive Mitglieder, 59 FördermitgliederAnsprechpartner: Jörg Walter
E-Mail: info@pfingstberg.de
Internet: http://www.pfingstberg.de

Belvedere auf dem Pfingstberg. Fotos: Adam Sevens und Benjamin Maltry. Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte

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