Verein des Monats April 2024: Förderverein Jagdschloss Stern – Parforceheide e.V.

Am 28. April startet das Jagdschloss Stern offiziell in die Saison. Seit nunmehr 21 Jahren gelingt es den Aktiven immer wieder, das Baudenkmal durch kulturelle Aktivitäten im Bewusstsein der Menschen zu halten. Für dieses Engagement stellen wir den Förderverein Jagdschloss Stern – Parforceheide e.V. als Kulturerbenverein des Monats April vor.

Vorstandsmitglied Johannes Kallabis aus Berlin-Lichterfelde ist vom ersten Jahr an dabei. Er erinnert sich: „Der Platz vor dem Jagdschloss war eine Schmuddelecke, am Wochenende mit LKWs zugeparkt. Das Jagdschloss und Gaststätte im Kastellanhaus waren geschlossen.“

Es war der Wunsch der Anwohner, dass es eine Wende zum Besseren gibt. Der neu gegründete Förderverein konnte damit parteiübergreifend Unterstützer gewinnen.  Der Verein hielt das Thema Jagdschloss immer am Kochen. So konnte der historische Jagdstern aus Mitteln der Städtebauförderung neu gestaltet werden. Der Jagdstern liegt im Mittelpunkt der Wegschneisen durch das königliche Jagdrevier. Durch eine im Boden eingelassene Messingplatte wurde die Wegeführung wieder erlebbar gemacht.

Zahlreiche Projekte haben die rund 90 Vereinsmitglieder in eigener Regie verwirklicht. Dazu gehören:

  • Der Wiederaufbau eines historischen Backofens. Das selbstgebackene Brot erfreut sich großer Beliebtheit bei den Vereinsfesten
  • Die Restaurierung des Alten Schafstalls. Dort wird eine Ausstellung gezeigt, in der Potsdamer über die Nutzung des Jagdschlosses zu DDR-Zeiten berichten.
  • Aktuelles Projekt ist das Anlegen einer Streuobstwiese, auf der in diesem Jahr erstmals ein Imker seinen Bienenstock aufstellen wird.

Johannes Kallabis sagt: „Wir sprechen mit unseren Veranstaltungen ein breites Spektrum der Bevölkerung an. Damit gewinnen wir Interessenten und Unterstützer. Aber es braucht einen langen Atem, um unser Vereinsziel zu erreichen, nämlich das Denkmalensemble in seiner Gesamtheit wieder erlebbar zu machen.“

Geplante Wiedereröffnung des Kastellanhauses

Vorgesehen ist die Sanierung und Wiedereröffnung des Kastellanhauses mit einem gastronomischen Angebot sowie die Sanierung des ehemaligen Pferdestalls. Dafür wurden knapp sechs Millionen Euro Fördermittel zugesagt, davon die Hälfte vom Bund und je ein Viertel vom Land und von der Stadt. Geplanter Fertigstellungstermin ist 2030. Was mit dem zugesagten Geld dann noch möglich ist, bleibt eine spannende Frage. Sicher ist, dass der Verein sein Bestes für ein funktionierendes Denkmal tun wird. „Das Baudenkmal Jagdschloss, unsere Angebote und die Gastronomie bedingen sich gegenseitig“, sagt Kallabis.

Für Ihren Besuch im Jagdschloss finden Sie die aktuellen Veranstaltungen hier auf der Kulturerbenseite. Beim Besuch auf eigene Faust finden Sie vor Ort eine Audioführung zum Download sowie einen Flyer mit Wanderrouten zur Erkundung der Parforceheide.

Gibt es einen aktuellen Anlass, um Ihren Verein als Verein des Monats vorzustellen. Wir freuen uns auf Ihren Hinweis per E-Mail.

Verein des Monats März 2024: Freunde der Freundschaftsinsel e.V.

Verein des Monats März sind die Freunde der Freundschaftsinsel. Anlässlich des 150. Geburtstags von Karl Foerster versammeln sich die Mitglieder jedes Jahr am 9. März am Ehrenmal – einer Metallplastik von Christian Roehl – auf der Insel. Zum Jubiläum kamen zahlreiche Gäste aus allen Teilen der Bundesrepublik, um des Staudenzüchters und Potsdamer Ehrenbürgers feierlich zu gedenken. Seit der Gründung des Vereins 2003 zählt dieses jährliche Treffen der Foersterianer, Staudenliebhaber und Gartenfreunde zum festen Bestandteil des Vereinskalenders.  

Verantwortung im Ehrenamt

Mitgastgeber und Vorstandsmitglied Marko Höhn erzählte am Rande der Feierlichkeiten, dass er zu Beginn seiner freiberuflichen Tätigkeit als Landschaftsarchitekt von der Vereinsgründung durch einen Beitrag in der Zeitung erfahren hatte und gern mit dabei sein wollte. Fasziniert war der 1972 in Potsdam geborene Höhn vom Fachwissen der sogenannten Foersterianer und Staudenzüchter wie Dr. Konrad Näser und Wolfgang Kautz. Von ihnen wollte er mehr über Karl Foerster und seine Staudenzüchtungen erfahren. So wurde der junge Mann Mitglied und geradewegs in den Vorstand gewählt. Damals hatte er, so erzählte er, erst einen Sohn, mittlerweile sind zwei Söhne und eine Tochter hinzugekommen. Die Familie und das Landschaftsplanungsbüro fordern seine ganze Aufmerksamkeit, sodass gelegentlich das Ehrenamt zu kurz kommt. Doch aufgeben ist keine Option, die Mitglieder zeigen Verständnis und so ist er bis heute dabei und unterstützt den Vorstandsvorsitzenden Jörg Näthe und seinen Nachfolger Thoralf Götsch als Inselgärtner nach Kräften.

Schulprojekt mit Niveau

Näthes Idee, zum Jubiläum ihres Namenspatrons Schüler der Karl-Foerster-Schule zu bitten, sich künstlerisch mit dem Staudengärtner zu beschäftigen, brachte erstaunliche Kunstwerke hervor, die im Ausstellungsraum neben dem Inselcafé zu besichtigen sind. Auch Familie Höhn hat aktiv mitgestaltet: Sohn Julius gestaltet mit drei Mitschülern ein Baumhaus und präsentiert sein Modell. Der stolze Papa entwarf das Plakat und das Banner zur Ausstellung. Betreut wurden die Kinder von ihren Kunsterziehungslehrerinnen Katrin Neubert, Annette Frensemeier und Jana Breé. Dank ihres Engagements sind die entstandenen Werke mehr als „niedliche“ Kinderzeichnungen. Ein Besuch der Ausstellung „Über den Zaun geschaut“ bereichert den Spaziergang über die Insel (geöffnet vom 9. März bis 28. April 2024 jeweils freitags, samstags und sonntags von 13.00 bis 17.00 Uhr).

Den Schatz erkennen und erhalten

Und wo drückt der Schuh im Vereinsleben? Marko Höhn bedauert, dass nur wenige Mitglieder Verantwortung übernehmen wollen oder können. Er würde sich wünschen, dass mehr junge Leute erkennen, welch großer Schatz die Freundschaftsinsel ist. Hier geht es nicht nur in erster Linie um den Erhalt des Gartendenkmals – als Folge des Klimawandels muss auch mit einer angepassten Pflanzenauswahl reagiert werden. Höhns Leitspruch ist ein Zitat von Dieter Kienast, einem Schweizer Berufskollegen: „Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage, denn er fordert das, was in unserer Gesellschaft am kostbarsten geworden ist: Zeit, Zuwendung und Raum“.

Realistische Wünsche

Auf die Frage, was er mit einer Spende von 10.000 Euro für die Freundschaftsinsel machen würde, antwortete Höhn spontan, oberste Priorität hätten Ersatzpflanzungen für abgängige Bäume und zu erneuernde Pflanzungen. Aber auch Unterstützung bei der Pflege der Anlage wäre dringend notwendig, da es zu wenige Inselgärtner gibt. „Man müsste viel öfter Arbeitseinsätze organisieren oder Pflegepatenschaften übernehmen“, so sein Fazit.

Mitmacher beim Frühjahrseinsatz willkommen

Nächste Gelegenheit ist am Sonnabend, dem 23. März 2024, von 10 bis 13 Uhr. Neben den Freunden der Freundschaftsinsel sind passionierte Hobbygärtner herzlich willkommen, die unter fachlicher Anleitung Sichtbares schaffen können. Interessierte melden sich bitte per E-Mail verein@freundschaftsinsel-potsdam.de oder telefonisch unter 0331 2803375 an.

Weitere Informationen unter: Freunde der Freundschaftsinsel

Text: Fides Mahrla | Fotos: Elisabeth Karth

Kulturerbendialog in der Angerkirche

Vertreter der Kulturerbenvereine trafen sich am 27. Februar 2024 in der Angerkirche zum Kulturerbendialog. Wir sprachen über das Fest der Kulturerben und weitere gemeinsame Aktivitäten der Vereine. Nach dem offiziellen Teil war das Netzwerken bei Wasser, Wein und Salzbrezeln angesagt.

  • Matthias Finken, Chef des Orga-Teams für das Kulturerben-Netzwerk, sprach über die Perspektive des Netzwerkes – in Anbindung an die Untere Denkmalbehörde und die Stadt Potsdam. Die Stadtverwaltung gibt eine Studie in Auftrag, wie das Netzwerk gestärkt und die ehrenamtliche Arbeit für Bau, Garten- und Technische Denkmale verstetigt werden kann.
  • Dr. Sigrid Sommer, Marketingleiterin der Stadtverwaltung, stellte „Zwei an einem Tag“ vor. Das Fest der Kulturerben und der UNESCO-Welterbetag finden am 2. Juni statt. Die Angebote werden sich ergänzen. Es wird ein großes Fest für alle Denkmal- und Kulturfreunde.
  • Mark Jumpers, Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde, stellte sich und die Aktivitäten seiner Behörde vor. Jumpers, der nach einem Volontariat bei der Schlösserstiftung in Potsdam sechs Jahre in Bayern gearbeitet hatte, würdigte die Potsdamer Kulturerben. Ein vergleichbares ehrenamtliches Engagement sei ihm aus anderen Städten nicht bekannt.
  • Franziska Fürstenau, Verantwortliche für das Fest der Kulturerben, stellte die Ideen des Orga-Teams für den 2. Juni vor und sammelte die Ideen aus dem Publikum. Das Fest 2024 steht unter dem Motto „DENKMALE – Zeitzeugen der Geschichte“.
  • Fides Mahrla, Vorsitzende des Kulturstadtvereins, sammelte in einem Motivations-Workshop die Statements der ehrenamtlichen Mitglieder zu ihrer Vereinstätigkeit:
    Was verleiht Flügel?
    Wo drückt der Schuh?
    Mein Wunsch ist …

Zusammenfassend: Die Befragten haben Spaß daran, andere zu begeistern. Sie wollen, dass ihre Aktivitäten präsenter werden, dass Ihr Engagement für ihre Projekte wertgeschätzt und anerkannt werden und dass sie neue Aktive für ihre Vereine gewinnen können.

Die Umfrageergebnisse schicken wir mit dem nächsten Newsletter an alle Kulturerbenvereine.

Verein des Monats Februar 2024: Förderkreis Böhmisches Dorf Nowawes

Der Förderkreis Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf e. V. ist unser Kulturerbenverein des Monats Februar 2024. Der Verein hält im Internet eine Menge Informationsmaterial bereit, um in Nowawes und Babelsberg auf Entdeckungstour zu gehen. Ein Angebot ist eine Audioführung.

Der Audioguide führt in einer halben Stunde durch den heutigen Stadtteil Babelsberg und informiert an elf verschiedenen Stationen über die Entstehung von Neuendorf und der Kolonie Nowawes, den beiden ursprünglichen Stadteilen von Babelsberg. Beginnend in der Karl-Liebknecht-Str. 23, direkt am Museum Weberstube Nowawes, erkundet man das Zentrum Babelsberg mit seiner über 250 Jahre alten Geschichte von den Anfängen der Kolonie für die glaubensverfolgten evangelischen Weber und Spinner aus Böhmen bis hin zur Entwicklung zum aufstrebenden Industriestandort.

Studentenpraktikum im Verein

Frederik Grünenbaum war Autor und Sprecher des Audioguides. Er hat im Februar ein Referendariat an der „Schule am Schloss Potsdam“ begonnen, die im Bornstedter Feld liegt. Als er den Audioguide produzierte, war er noch Student und machte ein Praktikum im Verein. Da Geschichte und Biologie seine Fächer sind, wählte er ein historisches Thema. Er wählte eine Kultureinrichtung, um etwas Gutes für die Allgemeinheit zu tun und um kennenzulernen, wie ein Verein funktioniert.

Ein Zufall weckte die Neugier

Dass es ein Praktikum im Trägerverein der Weberstube wurde, ist einem Zufall zu verdanken. Frederik Grünenbaum stammt aus Sachsen-Anhalt und kam zum Studium nach Potsdam. Er wohnt im Bornstedter Feld und war nach eigenem Bekunden nur sehr selten auf der anderen Seite der Havel. Die Kolonie Nowawes lernte er durch den Fußball kennen. Auf dem Weg ins Stadion fielen ihm die „ulkigen“ Weberhäuser auf und er wurde neugierig. „Ich war gespannt darauf, was hinter den Gebäuden steckt.“

Frederik Grünenbaum bewarb sich. Vereinsvorsitzende Dr. Kirsti Dautzenberg hatte gleich mehrere Ideen, was der Kulturerben-Praktikant machen könnte. Er entschied sich für eine Audioführung, die er von A – Z selbst gestalten konnte. Dafür hatte der Verein Literatur zur Verfügung gestellt. Grünenbaum wählte die elf Stationen aus, schrieb und las Text und schnitt die Aufnahme am Laptop. Er sagt: „Es war cool, aber es hat auch eine Menge Arbeit gemacht. Ich war tatsächlich die ganzen sechs Wochen damit beschäftigt.“

250 Downloads für Audioguide

Vereinsvorsitzende Kirsti Dautzenberg begleitete das Praktikum, indem sie die Arbeitsschritte skizzierte, sich über Zwischenergebnisse informierte und Hinweise gab. Der Verein präsentiert die Audio-Stadtführung auf seiner Internetseite: https://weberstube-nowawes.de/museum/

Die Vereinsvorsitzende berichtet: „Nachdem Frederik Grünenbaum uns die Datei mit der Audioführung erstellt hat, haben wir diese bei Soundcloud hochgeladen und Schweiger Design hat uns die Einbindung in unsere Website gestaltet. Bisher haben über 250 Gäste den Audioguide durch Babelsberg heruntergeladen.“

Die Potsdamer Kulturerben wünschen viel Spaß beim Rundgang. Die Potsdamer Kulturerben sind ein Netzwerk von Vereinen, die ein Denkmal in ihre Obhut genommen haben. Wir stellen auf dieser Seite monatlich eine Vereinsaktivität vor. Bitte informieren Sie uns, wenn bei Ihnen etwas Besonderes los ist.

Verein des Monats Januar 2024: Kirch- und Orgelbauverein Pfingstkirche

Die Pfingstkirche begeht 2024 ein Jubiläum, sie wurde vor 130 Jahren geweiht. Dass sie heute wieder ein Schmuckstück ist, hat sie einem rührigen Förderverein zu verdanken, dem Kirch- und Orgelbauverein Pfingstkirche. Er ist darum unser Kulturerbenverein des Monats Januar 2024.

2023 betreute der Verein ein besonderes Projekt, das noch nicht ganz abgeschlossen ist: Bleiverglaste Fenster im historischen Stil für ein Treppenhaus, das zum Jugendkeller der Gemeinde führt. Dieser Keller war bis in die 1950er Jahre der Sitzungsraum des Gemeindekirchenrates, daher die bleiverglasten Fenster und daher auch die einst reiche Ausmalung des Raumes mit biblischen Darstellungen. Sie sind zum Teil noch sichtbar, zum Teil hinter Putz konserviert.

Stefan Schalinski mit einem restaurierten Fensterflügel.

Die alten Bleiglas-Fenster waren schon lange ausgebaut, aber in Fragmenten erhalten. Außerdem hatte die Gemeinde noch einzelne Glasteile aufbewahrt. So konnte Glasrestauratorin Kathrin Rafoth neue Scheiben nach dem Motto „aus drei mach zwei“ zusammensetzen. Die Fensterflügel wurden restauriert und zusätzlich mit einer Isolier-Schutzglasscheibe versehen. Jetzt können sie eingebaut werden.

Jahrzehnte im Dienst des Denkmals

Bei Bauprojekten wie diesem engagiert sich der Kirch- und Orgelbauverein der Pfingstkirche, der zum Netzwerk der Kulturerben Potsdam gehört. Vorsitzender des Vereins mit über 50 Mitgliedern ist Michael Lunberg. Für die praktische Umsetzung der Restaurierungsarbeiten kann der Verein auf die Kompetenz des Bauausschusses der Evangelischen Pfingstgemeinde zurückgreifen. Stefan Schalinski seit Anfang 2000 Ausschussvorsitzender und in dieses Amt hineingewachsen. Bereits zu DDR-Zeiten arbeitete er im Ausschuss mit. Er berichtet: „An den Kirchengebäuden sind immer Bauarbeiten nötig. Mit der Restaurierung von Fenstern beschäftigen wir uns bestimmt schon zehn Jahre“, berichtet er. Jedes Jahr investiert die Gemeinde eine große Summe. Das Geld kommt aus eigenen Mitteln, Spenden der Gemeinde, Zuschüssen des Kirchenkreises und Fördermittelgebern, wie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz oder der Hermann-Reemtsma-Stiftung. Auch die Jugendbauhütte unterstützte den Verein bereits und restaurierte ein Stallgebäude aus Fachwerk. Das spart Kosten.

Wertvolle Fenster restauriert

Höhepunkt der Arbeit von Kathrin Rafoth war die Restaurierung der kulturhistorisch bedeutsamen Kirchenfenster. Das Fenster über dem Altarraum zeigt die Geschichte „Jesus segnet die Kinder“. Die Fenster wurden in der spezialisierten Glaswerkstatt von Kathrin Rafoth in Erfurt neu in Blei gefasst. Seit dem Jahr 2020 leuchten sie wieder in sanften Farben. Die Diplom-Restauratorin berichtet: „Es sind drei Fenster, die aus der Bauzeit der Pfingstkirche 1894 stammen. Sie waren der Witterung ausgesetzt, der Kitt hatte sich gelöst und einzelne Gläser waren zerbrochen oder fehlten. Das Fenster besteht aus mundgeblasenen, farbigen Gläsern, die zusätzlich innen und zum Teil auch außen bemalt wurden. Dadurch erzielten die Glasmaler unterschiedliche Wirkungen, die Pupillen sind zum Beispiel außen aufgemalt und leuchten. Die äußere Bemalung hat am meisten gelitten, denn das Glas war ungeschützt der Witterung ausgesetzt. Die neuen Kirchenfenster werden jetzt mit einer außen vorgesetzten Glasscheibe geschützt.

Die Sonne taucht den ebenfalls vor wenigen Jahren restaurierten Kircheninnenraum in farbiges Licht. Glasrestauratorin Kathrin Rafoth sagt: „Der Bauverein weiß, was er mit der Pfingstkirche für ein Schmuckstück hütet, ich merke das an den Fragen. Die Mitglieder sind fachlich interessiert und haben einen Blick für gute Arbeit.“

Gibt es aus Ihrem Verein Neues zu berichten oder wollen Sie einen ehrenamtlichen Kulturerben aus Ihrem Verein würdigen, dann schicken Sie Ihren Vorschlag an unsere Internet-Redaktion.

Verein des Monats Dezember 2023: Förderverein Pfingstberg e. V.

Verein des Monats Dezember ist der Förderverein Pfingstberg e.V., der mit beispielhafter Ausdauer  eines der schönsten Baudenkmale in Potsdam erfolgreich bewirtschaftet. Er gehört zu den ältesten Potsdamer Kulturerben und ist prominentes Beispiel dafür, was Ehrenamt in der Baudenkmalpflege leisten kann. Hans-Jürgen Krackher vom Kulturerben-Orga-Team besuchte den Verein zum Saisonausklang zusammen mit Kathrin Jütte vom Kulturstadt Potsdam e. V. und stellt ihn in Wort und Bild vor: 

Andrea Eichenberg, Carola Koss, Kerstin Zarbock und Christine Schrader-Krause sind im Verein aktiv und Vorstandsmitglied oder auch Gästeführer. Auf die Dachterrasse des Pomona-Tempels haben sie an einem sonnigen Herbsttag noch einmal Kuchen gezaubert zum Tee und Kaffee. Die Sichtachsen des Lenné-Parks zu Pfaueninsel, Flatowturm und Nikolaikirche geben einen ersten Eindruck von der höchsten Erhebung auf der Insel Potsdam. Das sind 74 Meter über dem Meeresspiegel und noch einmal 23 für den Belvedere – für Potsdam alpin. „Allein der Aufenthalt an diesem erhabenen Ort bringt einige dazu, sich bei uns einbringen“, heißt es. Das hat Tradition:

Eine Gruppe junger Potsdamer beschloss Ende der 80er Jahre, das verwilderte und verfallene Ensemble aus Belvedere, Pomonatempel und Gartenanlage vor dem Vergessen zu retten. Entstanden ist nach der Wende ein früher Kulturerben-Verein, von dem man vieles lernen kann.

Im Ehrenamt mit Plakette

Zu tun gibt es hier oben auch heute jede Menge. Hier werden Hochzeiten geschlossen und Feste gefeiert, zur „Kultur in der Natur“ gehören Musik, Theater und Ausstellungen. Der ehrenamtliche Betrieb geschieht mit professioneller Unterstützung der Mitarbeiterinnen des Pfingstbergbüros. Doch ohne die ehrenamtlichen Mitglieder, erkennbar an ihrer grünen Plakette mit dem Vereinslogo, liefe hier nicht viel. Der Denkmalbesuch ist eine Frage der Bildung, die Besucher zu Fuß, mit Rad oder Auto wollen freundlich gelenkt werden. Ist doch das begehbare Schloss kein Klettersteig, der Park kein Fußballplatz, „das alles erklären Sie mal einem Mountainbiker, der ja seine Steuern zahlt.“

Verein lebt vom Ehrenamt

Zu den ehrenamtlichen Aufgaben rund um die Besucher gehören der Informationstisch an den Wochenenden, die Konzert- und Ausstellungsbetreuung und natürlich die Öffnung des Pomonatempels mit den Ausstellungen von Mai bis Oktober. Wer es gerne etwas ruhiger liebt, der kann sich in der Garten AG nützlich machen oder sich beim Frühjahrs- und Herbstputz der Gemeinschaft der Anlage etwas Gutes tun. Bei allem hier oben ist Solidarität und Wertschätzung gefragt. Das ehrenamtliche Engagement ist wichtig, damit der Verein ohne öffentliche Förderung arbeiten kann. Die Schlosseintritte allein reicht hier leider nicht zur Deckung der Kosten, zum Beispiel für die Finanzierung der Büromitarbeiterinnen und des Sicherheitsdienstes. Die Mindestlöhne und steigende Preise wollen erwirtschaftet werden. So gehört das Herzblut von Beginn an zur DNA des Pfingstberg-Vereins. Es geht so der Spruch um: „Die alte Dame Belvedere braucht unsere Unterstützung, damit sie auch noch für künftige Generationen erstrahlt und geöffnet ist.“

Aktive Mitglieder gesucht

Was mit Gartenarbeit, viel Elan und mit Kind und Kegel begann, ist heute erwachsen, nicht zuletzt mit Unterstützung der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten und durch die Vernetzung in der Stadtgesellschaft, zum Beispiel mit den Kulturerben. Als Vereinsnachwuchs immer gesucht sind aktive Mitglieder und Fördermitglieder sowie Spender. Aktive Helfer bringen ihre Zeit in das Projekt ein, vor allem für Besucherinformation, die Öffnung des Pomonatempels, Aufsicht bei Kunstausstellungen und die Betreuung des Kulturprogramms. Die Saison auf dem Berg geht von Ostern bis zum Reformationstag. Helfer für die Gartenpflege, die Gästeführungen und die Hochzeitsbetreuung werden auch immer gesucht. Auch Vorstände, die Sachverstand einbringen und Verantwortung übernehmen wollen, werden noch gebraucht.

Damit bietet der Verein kulturinteressierten Menschen die Mitwirkung an einem ganz besonderen und traditionsreichen Projekt in der Stadt Potsdam, das die Öffnung des Aussichtsschlosses mit Kulturprogramm und Ausstellungen sicherstellt. Wenn Sie also teilhaben wollen an einem Ort, der von einem Geist der Gastfreundschaft, der Gelassenheit und der Freude geprägt ist, entscheiden Sie sich für eine Mitgliedschaft.

Neujahrskonzert auf dem Pfingstberg

Vielleicht können Sie sich bei einem Winterspaziergang auf den Pfingstberg erwärmen. Der Verein lädt am 1. Januar 24 zur traditionellen Neujahrsöffnung des Aussichtsschlosses ab 11.00 Uhr mit Glühwein und Würstchen ein. Um 12.00 Uhr gibt es dann ein Blaskonzert.

Nach der Winterpause ist ab März 2024 das Belvedere auf dem Pfingstberg mit seiner sehenswerten Dauerausstellung zur wechselhaften Geschichte des Ensembles, dem Wunder vom Wiederaufbau und dem Wirken des Vereins am: Samstag / Sonntag, von 10.00 bis 16.00 wiederzusehen. Ab April ist dann täglich geöffnet.

Weitere Informationen unter:

Förderverein Pfingstberg e.V.

Alexander-Haus in Groß Glienicke. Foto: Fides Mahrla

Verein des Monats November 2023: Alexanderhaus e.V.

Wir, die Potsdamer Kulturerben, gratulieren unserem Netzwerkpartner Alexanderhaus e.V. zum Deutschen Denkmalschutzpreis 2023. Aus diesem Anlass stellen wir das Alexanderhaus im Potsdamer Ortsteil Groß Glienicke hier als Denkmal des Monats vor.

Die Preisverleihung durch das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz ist eine Bestätigung für die zehnjährigen Bemühungen der Unterstützer dieses bemerkenswerten Projekts. Der Verein hat das vom Verfall bedrohte Gebäude restauriert und ihm einen neuen Inhalt gegeben. Entstanden ist ein Ort der Hoffnung, den wir in der heutigen Welt so dringend brauchen. In der Laudatio hieß es: „Der Verein sorgte für bauliche Sicherungs- und Instandsetzungsmaßnahmen, die Eintragung als Denkmal und öffnete das Haus für eine vorbildliche Denkmalvermittlung und Nutzung als Bildungsort.“

Das Alexanderhaus wurde 1927 durch Dr. Alfred Alexander, den Präsidenten der Berliner Ärztekammer, am Ufer des Groß Glienicker Sees errichtet. Es ist aus denkmalpflegerischer Sicht ein bedeutendes Zeitzeugnis der „Wochenendhausbewegung“ im Großraum Berlin. Vor allem aber ist es ein Denkmal für den beginnenden nationalsozialistischen Terror gegen die jüdische Bevölkerung in Deutschland. Die Familie Alexander floh 1936 vor den Nationalsozialisten nach England. Danach wechselten die Eigentümer mehrfach. Mit dem Bau der Berliner Mauer lag das Haus im Sperrgebiet und war nicht öffentlich zugänglich. Ab 2003 stand das Haus leer und verfiel zunehmend.

2013 gründeten Nachkommen der Familie Alexander und Groß Glienicker den Förderverein. Es gelang ihnen, das Sommerhaus denkmalgereicht wiederherzustellen, es ist seit Juli 2014 ein eingetragenes Denkmal auf der Liste des Landes Brandenburg. Das Alexanderhaus ist öffentlich zugänglich, der Verein organisiert Führungen und zahlreiche Veranstaltungen. Es hat sich zu einem Ort der Bildung und Versöhnung entwickelt.

Das Alexanderhaus ist unser erster Verein des Monats. Wir wollen auf dieser Internetseite künftig monatlich  Potsdamer Kulturerben vorstellen, bei denen sich aktuell etwas Neues gibt. Bitte informieren Sie die Kulturerben-Internetredaktion per E-Mail, wenn es bei Ihnen einen besonderen Anlass gibt.  E-Mail

Foto: Fides Mahrla

Tag des Offenen Denkmals 2023

Am 10. September hatten über 50 Bau-, Garten- und Technische Denkmale Potsdams ihre Pforten geöffnet. 20 davon waren Kulturerben-Denkmale, die ehrenamtlich von einem Verein restauriert wurden, gepflegt und regelmäßig für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Untere Denkmalschutzbehörde der Landeshauptstadt organisiert seit vielen Jahren den Tag des Offenen Denkmals in Potsdam mit Unterstützung der Vereine.

Hans-Jürgen Kracker fotografierte bei den Kulturerben in der Kolonie Alexandrowka, Villen und Landhäuser in Babelsberg, die Friedenskirche, die Muschelgrotte im Neuen Garten, das Jagdschloss Stern, den Optischen Telegrafen, den Großen Refraktor, die Kirche am Neuendorfer Anger und das Kaiserliche Segelschiff Royal Louise.

Hier seine Impressionen.

Pressekonferenz zum Tag des Offenen Denkmals

Mit einem Vor-Ort-Termin am 28. August wurde die Presse auf den Tag des Offenen Denkmals eingestimmt. Klaus Michael Schreiber, Denkmalpfleger Klaus Broschke und weitere Vertreter vom Kirchbauverein Bornim berichteten über Denkmalpflege-Aktivitäten an ihrer Kirche. Am 10. September wird sie von 14 bis 17 Uhr für die Besucher geöffnet sein. Die Kirche ist eines von 52 offenen Denkmälern in Potsdam. 20 davon sind Bauwerke, die von Kulturerbenvereinen präsentiert werden.

Die denkmalgeschützte Kirche Bornim wurde im Jahr 1902/1903 nach Entwürfen von Ludwig v. Tiedemann durch Arthur Kickton anstelle einer barocken Dorfkirche errichtet. Sie reiht sich ein in eine Reihe Potsdamer Kirchenbauten, die auf Initiative von die Kaiserin Auguste Victoria im neugotischen Stil entstanden. Die Bornimer Kirche befindet sich noch weitgehend im Originalzustand. Die Kirche hat einen 55 Meter hohen Turm mit auffälligen Gauben, die die Luftzirkulation unter der kupfergedeckten Kirchturmspitze ermöglichen (Foto unten). Im Inneren sind Monumentalgemälde zu sehen, die 1909/10 von Victor Paul Mohn gemalt wurden, und die die biblischen Szenen „Lasset die Kindlein zu mir kommen“ und „Emmausjünger“ zeigen.

Aktivitäten des Kirchenbauvereins

Die Kirche hat das wechselvolle 20. Jahrhundert nahezu unbeschadet überdauert. Im II. Weltkrieg wurden die Kirchenfenster durch Druckwellen zerstört. Die Kupferdeckung des Turmes wurde für Rüstungszwecke abgebaut und durch Schiefer ersetzt. Bei einer Neueindeckung des Daches in den 1980-er Jahren wurden die Gauben in der Turmspitze zurückgebaut. Und beim Umdecken des Daches auf dem Kirchenschiff ging das geometrische Muster aus roten, gelben und grünen Ziegeln verloren.

Nach 1989 konnten auch durch das Engagement der Kirchengemeinde und des Dorfes umfassende erforderliche Instandsetzungs- und Restaurierungsmaßnahmen in Angriff genommen werden. Es stellte sich dabei heraus, dass die Stabilität des Turmes gefährdet war, weil Eisenverstrebungen im Mauerwerk verrostet waren. Ab 2012 durften die Glocken darum nicht mehr geläutet werden. Mit großem Aufwand konnten die Turmspitze neu gedeckt und die bei einer früheren Instandsetzung des Turmdaches entfernten Wimpergen (Ziergiebel) wieder originalgetreu aufgemauert werden, so dass der Turm heute wieder sein früheres Aussehen zeigt. Auch die markanten Gauben in der Turmspitze wurden wiederhergestellt.

Ausstellungen

Im Kircheninneren sind eine kleine Ausstellung zur Kirchengeschichte und eine Ausstellung über das kurfürstliche Lustschlösschen in Bornim zu sehen, das aber schon im 18. Jahrhundert abgerissen wurde.

Mehr Informationen im Potsdam-Wiki 

Programm Tag des Offenen Denkmals 2023

Kirchturm Bornim mit Gauben und Wimpergen. Foto: Bolko Bouché

Rückblick Kulturerbenfest 2023

Das Fest der Kulturerben am 4. Juni 2023 auf dem Alten Markt in Potsdam begeisterte die zahlreichen Besucher. 25 Kulturerben-Vereine hatten ihre Stände aufgebaut. Das gemeinsame Thema 2023 lautete: Freude am Nachwuchs. Das war doppeldeutig:

Grüner Nachwuchs

Das grüne Potsdam leidet unter dem Klimawandel. Die heißen trockenen Sommer verursachen Ausfallschäden beim Stadtgrün. Straßenbäume sind genauso betroffen wie das Grün in den Parkanlagen. Darüber berichteten Inselgärtner Thoralf Götsch und Lars Schmäh, kommissarischer Leiter Fachbereich Klima Umwelt und Grünflächen der Stadt Potsdam. Die Potsdamerinnen Jeanette Gruschke und Anne Löhmer-Glöckner berichteten von ihrer privaten Initiative, im Park Babelsberg Müll wegzuräumen. Auch eine „grüne Insel“ mit Wasserwagen und einer Präsentation trockenheitsresistenter Bäume, die bereits in Potsdam gepflanzt wurden, beschäftigte sich mit dem Thema – beim zeitgleich stattfindenden Unesco-Welterbetag 2023 lautete das Motto: „Unsere Welt. Unser Erbe. Unsere Verantwortung.“ Wer gleich selbst Gutes tun wollte, konnte sich ein Tütchen Samen für einen Quadratmeter blühende Wiese mitnehmen.

Nachwuchs für Vereine

Die Gewinnung ehrenamtlicher Kräfte für die Kulturerben-Vereine ist ein Dauerthema. Es hat sich dadurch verschärft, dass in vielen Vereinen ein Generationswechsel ansteht. Gesucht wird die Generation der Nachrücker. Es gibt unheimlich viel zu tun, um ein Denkmal am Laufen zu halten: Öffnungszeiten absichern, Besucher führen, Öffentlichkeitsarbeit. Beispielhaft hatte Dr. Kirsti Dautzenberg, Vereinsvorsitzende vom Verein Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf e.V., über den Bedarf ihres Vereins berichtet.

Grußwort von OB Schubert

Das Fest der Kulturerben wurde zum 5. Mal durchgeführt. Es ist ein Fest der Stadt Potsdam in Zusammenarbeit mit dem Kulturstadt Potsdam e.V. und den über 40 Vereinen, die in der Denkmalpflege aktiv sind. Das breite bürgerschaftliche Engagement von Bürgern für die Baudenkmale ihrer Stadt ist einzigartig. Das unterstrich auch Oberbürgermeister Mike Schubert in seinem Grußwort. Auch die Brandenburger Kulturministerin Manja Schüle stattete dem Fest ihren Besuch ab.

Neues aus den Vereinen

Auf der Bühne und an den Ständen informierten die Vereine die Besucher über ihre aktuellen Projekte. Darunter: Best Practice – lernen am Denkmal, zwei Schulprojekte des Schulzentrums am Stern und der Albert-Schweitzer-Grundschule in Treuenbrietzen. Der Förderverein des Jagdschloss Stern stellte seine Pläne für das ehemalige Kastellanhaus und einen Ergänzungsbau mit gastronomischem Angebot vor.

Buntes Bühnenprogramm

Die Besucher erlebten ein inspirierendes und vielfältiges Unterhaltungsprogramm. Unter anderem mit der Combo des Landespolizeiorchesters Brandenburg, dem Jugendmusiktheater Musical Minds, dem Chor Swinging Glienicks und dem Jazzkollektiv Babelsberg.

Fotos: Hans-Jürgen Krackher

Video vom Kulturerbenfest 2023 von Olaf Gutowski auf Youtube