Kulturerbendialog im Herbst 2024

Am 8. Oktober 2024 fand in der wunderschönen Alten Neuendorfer Kirche der Kulturerbendialog statt. Die Potsdamer Kulturerben haben dabei eine Vielzahl von Themen besprochen: konkrete Maßnahmen zur Nachwuchsgewinnung, die Anerkennung des ehrenamtlichen Engagements sowie im allgemeinen Kontext die Sorgen und Wünsche der Vereine.

Darüber hinaus wurde das Fest der Kulturerben 2024 und der Tag des Offenen Denkmals 2024 ausgewertet. Der Kulturerbendialog wurde zudem mit einem Besuch von Christiana Arnold vom Bereich Marketing der Stadt Potsdam bereichert. Frau Arnold konnte den Kulturerben frische Impulse geben: wie kann die Sichtbarkeit der Vereine erhöht werden, welche weiteren Akteure sollten die Kulturerben ansprechen.

Ein weiteres großes Thema war der nutzbringende Umgang mit Social-Media-Kanälen. Dazu gab es ein „Best Practice Beispiel“ vom Förderkreis Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf e.V.

Vor- und Nachteile sowie der niedrigschwellige Umgang mit Medien wurden thematisiert. Auch sollte die Barriere genommen werden, sich dieser Welt zu öffnen und gerade im Sinne der Vereine von den Möglichkeiten der sozialen Netzwerke zu profitieren. Im nächsten Schritt werden sich nun die Kulturerben dazu gegenseitig schulen.

Ein wunderbarer Abend gefüllt mit neuen Impulsen, herzlichen Gesprächen und einer ordentlichen Portion Spaß, denn Ehrenamt verbindet. Herzlichen Dank an Franziska Fürstenau, Fides Mahrla, Matthias Finken und Bolko Bouchè für die wunderbare Vorbereitung und Durchführung des Abends.

Text: Maren Koczott fotografiert von Bärbel Stuhlmann

Verein des Monats September: Förderkreis Muschelgrotte

Der Förderkreis Muschelgrotte im Neuen Garten Potsdam e.V. ist unser Kulturerben-Verein des Monats im September 2024. Zum Tag des offenen Denkmals werden die Mitglieder die Grotte wieder öffnen und stehen für Gespräche zur Verfügung. Sie können im Mittelsaal einen restaurierten Marmorfußboden zeigen. Vier verschiedene Sorten Marmor bilden nach historischem Vorbild in der Mitte des Bodens einen Stern.

Der verschwundene Stern

Lange Zeit lag der Raum voller Schutt, darunter waren keine Marmor-Einlegearbeiten mehr erhalten. Für die Wiederherstellung eines neuen Sterns machte Lutz Schummel, Restaurator der SPGS, eine Bestandsaufnahme. Auf dem Fußboden konnte er noch die Lage des Sterns erkennen, aus den Unterlagen ging hervor, woher der Marmor stammte, und schließlich gab es Messbilder. So konnte die Restaurierung des Bodens im Juli 2024 gelingen.

Wie schon bei vorangegangenen Projekten unterstützte der Förderkreis die Wiederherstellung des Sterns finanziell. Vereinsvorstand Susanne von der Osten-Sacken sagt: „Wir setzen uns dafür ein, dass die Muschelgrotte ihren alten Glanz zurückbekommt. Wir ermöglichen Führungen, damit sie nicht in Vergessenheit gerät, und sammeln Spenden für die Restaurierung. Das Geld geben wir 1:1 an die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin Brandenburg weiter.“

Tag des offenen Denkmals

Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September 2024 kann die Muschelgrotte von 12 bis 17 Uhr – nach Voranmeldung –  besichtigt werden. Um 13.00 und 14.20 Uhr sind Lesungen mit Nicole Lengenberg vorgesehen. Um 15.40 Uhr spielt Handong Ryo auf der Sitar, einer aus Persien stammenden Langhalslaute.

Ehrgeizige Pläne

Der Förderkreis will die Gesprächsrunden nutzen, um sich vorzustellen. Susanne von der Osten-Sacken sieht darin eine Chance für die Spenden- und Mitgliederwerbung. „Wir benötigen mehr ehrenamtliche Helfer, denn wir wollen im nächsten Jahr wieder regelmäßig öffentliche Führungen anbieten. 2024 konnten leider nur Führungen auf Anfrage stattfinden.“

Der kleine Verein hat auch noch große Vorhaben. Dazu gehört die Wiederherstellung der Grottierung, d.h. der originalen Dekoration der Decken und Wände mit unterschiedlichen  Materialien wie Muscheln, Schnecken, Gestein und Edelsteinen wie z.B. Lapis Lazuli und Marienglas. Diese konnten zum Teil gerettet werden. Die Grottierung muss komplett durch Spenden finanziert werden, da die Muschelgrotte nicht im Sonderinvestitionsplan der Schlösserverwaltung steht. Da braucht es noch einen langen Atem. Die Kulturerben wünschen den Mitgliedern des Förderkreises viel Ausdauer und dass ihr Enthusiasmus noch lange anhalten wird.

Der Bau der Muschelgrotte wurde 1791 durch König Friedrich Wilhelm II. angewiesen. Sie war als kühler, versteckter Aufenthaltsort an heißen Sommertagen gedacht. Schon unter seinem Nachfolger geriet die Grotte aus dem Blickfeld. Durch die Lage am Grenzstreifen war sie zu DDR-Zeiten nicht zugänglich und dem Verfall preisgegeben. 1990 sicherte die damalige Schlösserverwaltung die Grotte. Seit 1995 kümmert sich die neu gegründete Stiftung Preußische Schlösser und Gärten um ihren Erhalt und die Pflege. Der Förderkreis unterstützt die Stiftung dabei tatkräftig durch Öffentlichkeitsarbeit und Spenden. 

Kulturerben öffnen ihre Denkmale

Mit über 20 Angeboten tragen die Kulturerbenvereine der Stadt Potsdam zum Tag des Offenen Denkmals 2024 bei. Besuchen Sie unsere geöffneten Bau-, Garten- und Technischen Denkmalen am 7. und 8. September! Es ist bereits der 30. Tag des offenen Denkmals. Die Ehrenamtlichen in den Vereinen haben in dieser Zeit Großes geleistet. Wir informieren Sie über unser bürgerschaftliches Engagement in der aktiven Denkmalpflege.

Der Tag des offenen Denkmals 2024 steht unter dem Motto: Wahrzeichen, Zeitzeugen der Geschichte. Lernen Sie Menschen kennen, die mit Kompetenz, Ausdauer und Liebe zum Denkmal das Stadtbild von Potsdams verändert haben.

Programm Tag des Offenen Denkmals 2024

Verein des Monats August: Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam e.V.

Die Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam e.V. (FWG) hat ein wichtiges Teilziel nach 20 Jahren beharrlicher ehrenamtlicher Arbeit erreicht: Am 23. August 2024 wird der Turm als erster Bauabschnitt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Damit gehört der Turm wieder zu Potsdam und bietet mit seinem 360°-Rundumblick ein neues Potsdam Panorama. Die FWG ist deshalb unser Verein des Monats.

Das Erreichen des Ziels, die Garnisonkirche wieder zu errichten, wäre ohne das große Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer nicht möglich. Sie sind eine große und unverzichtbare Stütze. Sie bereichern die gemeinsame Arbeit mit ihrer jahrelangen Treue, Einsatzbereitschaft und Liebe zum Projekt, indem sie vor Ort große und kleine Aufgaben übernehmen.
Aber auch die bundesweit über 800 Mitglieder und die internationalen Freunde und Förderer unterstützen mit vielen Zuwendungen. Jede Spende hilft, dieses wunderbare Projekt nach vorn zu bringen und die Kirche als Gesamtkunstwerk wieder zu errichten.

Das Gesamtziel bleibt: Wiederherstellung der gesamten Kirche

„Bis zur Vollendung unseres großen Ziels ist es noch ein weiter Weg. Wie in der Satzung der Stiftung Garnisonkirche ist es auch Ziel der FWG, das Gesamtkunstwerk Garnisonkirche vollständig wieder zu errichten. Das Kirchenschiff wird dann der 2. Bauabschnitt werden“, erklärte Vorstandsmitglied Frank Paul. Aktuell sind Mitglieder der FWG an Ständen in Potsdams Straßen zu sehen. Sie informieren, diskutieren und sammeln Spenden für das Glockenspiel als ihr nächstes Zwischenziel.

Partner der Kulturerben

Die Fördergesellschaft kann auf das Erreichte stolz sein. Sie bleibt der Vollendung des Gesamtkunstwerkes Garnisonkirche mit Turm und Kirchenschiff treu verbunden und wird sich trotz der aktuellen Irritationen zur Frage, ob der Bau des Kirchenschiffs weiter verfolgt werden soll, weiter ehrenamtlich dafür einsetzen.

Die Kulturerben gratulieren zum ersten erfolgreichen Schritt und wünschen für das Erreichen des Gesamtziels Beharrungsvermögen und viel Erfolg. Die Garnisonkirche ist für Potsdam, ob aus religiösen, geistes- und kulturgeschichtlichen sowie aus städtebaulichen Gründen eine Bereicherung des Stadtbildes und gehört einfach dazu.

Im September dieses Jahres wird das 20-jährige Bestehen der FWG mit einem Festakt gefeiert. Mit Turmführungen, Orgelkonzerten in der Turmkapelle und dem Besuch der Aussichtsplattform mit einem beeindruckenden und fantastischen Stadtpanorama.

Abbildung (v.l.n.r.): Frank Paul (Vorstandsmitglied), Maike Dencker (Vorsitzende FWG), Siegried Zentgraf-Gerlach, Manfred Hildebrand, Wilfried Gerlach bei ihrer wichtigen Öffentlichkeitsarbeit. Foto: FWG

Verein des Monats Juli: Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten

Die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten gibt es seit über 40 Jahren. Sie sind unser Verein des Monats aufgrund ihres Spendenprojekts „Gemeinsam für eine grüne Zukunft“, aus dem heraus eine Baumschule am Ruinenberg entstehen wird.

Aufgrund des Klimawandels und der vielen aufeinanderfolgenden heißen Dürresommer sind ca. 80 Prozent der Bäume im Park Sanssouci geschädigt und werden voraussichtlich sterben. Der Park wird bald ganz anders aussehen, so prognostizieren es die Gärtnerinnen und Gärtner von Sanssouci. Deswegen haben die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten 2023 das Spendenprojekt „Gemeinsam für eine grüne Zukunft“ ins Leben gerufen und 130.000 Euro gesammelt, mit denen die Baumschule am Ruinenberg finanziert werden kann. Hier wird Nachwuchs für die absterbenden Bäume geschaffen, sodass unsere Kinder und Enkel den Park Sanssouci wieder in seiner alten Pracht erleben können. Es ist eine ganz besonders nachhaltige Art der Denkmalpflege.

Ausstellung Re:Generation

In der Open-Air-Ausstellung „Re:Generation. Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können“ im Park Sanssouci klären 30 Stationen die Besucherinnen und Besucher über die Schäden an den Bäumen im Park Sanssouci auf, die in den letzten Jahren extrem zugenommen haben und vor allem Folgen des Klimawandels sind. Gezeigt wird auch, was wir heute tun können, um die Zukunft zu gestalten.

So werden in der Baumschule am Ruinenberg Setzlinge von den alten Bäumen im Park, die sich selbst ausgesät haben, verschult. Sie sind von Beginn ihres Lebens an den sandigen Boden Potsdams und die Wasserknappheit gewöhnt und bilden so eine Resilienz gegen die Hitze aus. Später können Sie an die Stellen der heute absterbenden Bäume versetzt werden, sodass das Gesamtbild des Parks erhalten wird bzw. wieder entsteht.

Spenden für Schlösser und Gärten

Gegründet im damaligen West-Berlin standen für die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten anfänglich vor allem die Berliner Schlösser im Mittelpunkt, zugleich aber pflegte der Verein auch immer Kontakte zu den Denkmalpflegerinnen und Denkmalpflegern in Sanssouci in Potsdam. Mit der friedlichen Revolution in der DDR begann der Verein sogleich, sich nachhaltig für die Schlösser in Potsdam, Rheinsberg, Paretz etc. einzusetzen, ihren Erhalt zu fördern und teilweise – wie in Paretz zum Beispiel – ihre Umwandlung in Museumsschlössern zu unterstützen.

Barbara Schneider-Kempf, die Vorsitzende des Vereins, erläutert: „Der Verein übernimmt Aufgaben, die die Schlösser- und Gärtenstiftung nicht aus eigenen Mitteln finanzieren kann. Unser bisher größtes Projekt mit fast 450.000 Euro war ein Beitrag zur Restaurierung des Orangerieschlosses im Park Sanssouci. Die Stiftung finanziert die Hüllensanierung aus dem Sonderinvestitionsprogramm II des Bundes, der Verein ermöglicht die Restaurierung der königlichen Wohnräume.“

Bildtext: Am 8. Juli besuchten Mitglieder des Fördervereins die Ausstellung. Kuratorin Stefanie Bracht-Schubert und Gärtner Ralf Kreutz stellten einige Stationen vor. Foto: Bolko Bouché

Verein des Monats Juni 2024: Historische Straßenbahn Potsdam e.V.

Wir sagen mit der Nennung als Verein des Monats Juni: Vielen Dank für eure Idee zum Fest der Kulturerben. Die Frontpartie des O-Busses war ein Hingucker. Robert Leichsenring, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Historische Straßenbahn Potsdam e.V.: „Als die O-Busse ausrangiert wurden, bewahrte ein Fahrer das Karosserieteil vor dem Schrott und holte es zu sich nach Hause. Es stand dann als Bar in seiner Wohnstube, in einem Babelsberger Weberhaus.“ Der Verein bekam es aus dem Nachlass, die Ausbildungswerkstatt des Verkehrsbetriebes restaurierte das Teil.

Spendenprojekt Gotha 177

Erwartungsgemäß war der O-Bus auf dem Fest eine beliebte Selfie-Kulisse. Den rund 70 Vereinsmitgliedern kommt jede Aufmerksamkeit recht. Sie haben ein großes Projekt vor sich. Sie wollen den Gotha-Gelenkwagen Nr. 177 generalüberholen. Die Straßenbahn aus dem Jahr 1967 sieht eigentlich noch ziemlich gut aus, aber der Teufel steckt im Detail. So müssen Bremsen, Radsätze und Achslager aufgearbeitet werden. Auch der Rost hat sich schon wieder eingenistet, so dass Teile ausgetauscht und die Bahn neu lackiert werden sollen.

Die Straßenbahn wurde 1990 aus dem Liniendienst genommen und mit Hilfe von Mitarbeitern der Verkehrsbetriebe vor dem Verschrotten gerettet. Bis 1997 hatte der Verein die Restaurierung des Gelenkzuges abgeschlossen. Er ist, wie der gesamte Fuhrpark des Vereins, eingetragenes Denkmal der Verkehrsgeschichte.

Für die aktuell anstehende Generalüberholung werden Kosten in sechsstelliger Höhe anfallen. Der Verein will 50.000 Euro selbst aufbringen. Von dem Spendenziel sind 45.000 Euro bereits gesammelt, unter anderem durch Crowdfunding im Internet. Es ist also noch offen, wann der Straßenbahnzug erneut auf Museumsfahrt gehen kann. > Spendenaufruf
Wir wünschen dem Verein viel Erfolg für sein Vorhaben.

Foto oben: Robert Leichsenring (l.) und Finn Dieke auf dem Fest der Kulturerben © Bolko Bouché
Foto Gotha177 © Robert Leichsenring

Gelungenes Fest der Kulturerben 2024

Über 30 Kulturerbenvereine präsentierten sich am 2. Juni 2024 beim Fest der Kulturerben auf dem Alten Markt dem Publikum. Sie zeigten ihr Denkmal, Bücher und zahlreiche Mitbringsel, die von der Arbeit des Vereins erzählten. Absoluter Hingucker war die Frontpartie von einem alten O-Bus, die der Verein Historische Straßenbahn Potsdam mitgebracht hatte. Die Kulisse diente als Selfie-Point, vor dem die Besucher mit dem historisch gekleideten „Fahrpersonal“ posierten.

Die Mühlenvereinigung zeigte an ihrem Stand, wie die Historische Holländerwindmühle funktioniert und welche Getreidesorten verarbeitet werden können. Daneben hatten die Besucher Gelegenheit, Getreide per Hand zu mörsern. Und noch einen Stand weiter buken Schüler der Peter-Joseph-Lenné-Gesamtschule Waffeln mit dem originalen Mehl aus der Mühle von Sanssouci.

Bühnenprogramm mit Musikschule

Schülerinnen und Schüler der Potsdamer Musikschule gestalten über weite Strecken das Bühnenprogramm. So gab es viel Beifall für die Popband Simple Voice, Gesangssolisten und die Jazzcombo Jazzy Ka. Sabine Ambrosius vom Orga-Team der Kulturerben moderierte die Wortbeiträge. Der Beigeordneten Bernd Rubelt eröffnete das Fest und besuchte die Stände. Dort informierten die Vereine über die Geschichte und über ihre aktuellen Projekte.  Zum Beispiel über den Telegrafenradweg, der entlang der einstigen Telegrafenlinie Berlin – Koblenz führen soll. Ein nachhaltiges Tourismus-Projekt, an dem die Interessengemeinschaft Optische Telegraphie in Preußen e.V. mitarbeitet.

Unser Kulturstadtverein war mit eigenem Stand dabei. Dort informierten Karin Hennig, Karin Genrich, Katherin Bauersfeld und Bolko Bouché über das Netzwerk der Kulturerben und unsere gemeinsamen Aktivitäten. Das Kulturerbenfest ist der Jahreshöhepunkt in der Netzwerkarbeit. Für die Besucher gab es die „Potsdamer Mischung“, die klimaerprobte Samenmischung des Freundschaftsinselgärtners.

Dankeschön ans Ehrenamt

Dr. Uwe Koch vom Netzwerk Europa Nostra steht für die europäische Dimension von Denkmalpflege und ehrenamtlichem Engagement. Er würdigte die Potsdamer Kulturerbenvereine für ihr beispielgebenden Einsatz. Sie hätten viele Baudenkmale, Gartendenkmale und Technische Denkmale ins Gedächtnis der Menschen zurückgeholt. Ohne die Aktivitäten aus der Bürgerschaft, die schon vor 1989 begannen, würde Potsdam heute nicht mit seiner Innenstadt glänzen können.

Viele Gäste hatten das Bedürfnis, den Kulturerben für ihr Tun danke zu sagen. Kulturministerin Manja Schüle und Sarah Zalfen taten das mit Himbeertörtchen, mit denen sie den Standbetreuern eine Freude machte. Fides Mahrla, Vorsitzende des Kulturstadtvereins, bedankte sich mit einem herzlichen Schlusswort an die Ehrenamtlichen. Das Orga-Team des Kulturstadtvereins um Matthias Finken und Franziska Fürstenau als Projektleiterin haben gemeinsam mit der Stadt wieder ein gelungenes Fest auf die Beine gestellt.  Wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Fest der Kulturerben 2025.

2. Juni: UNESCO-Welterbetag und Fest der Kulturerben

Am Sonntag, dem 2. Juni, finden der UNESCO-Welterbetag und das Fest der Kulturerben statt. „Denkmale – Zeitzeugen der Geschichte“ ist das Motto beim Fest der Kulturerben Potsdam. Von 13 bis 18 Uhr stellen sich auf dem Alten Markt Kulturerbenvereine mit ihren aktuellen Projekten vor. Dazu wird ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm geboten. Das Fest der Kulturerben wird vom Kulturstadt Potsdam e.V. in Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Potsdam organisiert.

Der UNESCO-Welterbetag wird durch die Stadt Potsdam und die Schlösserstiftung gestaltet. Es werden ab 11 Uhr Führungen durchs Potsdamer Welterbe angeboten. Bereits am Vortag, dem 1. Juni, ist im Park Babelsberg „A British Day“ mit einem Familien-Picknick und einem abendlichen Konzert.

A British Day – am Schloss und im Park Babelsberg | SPSG

Fest der Kulturerben

Über 40 Baudenkmale, Gartendenkmale oder Technische Denkmale werden in Potsdam durch Vereine ehrenamtlich betreut. Dieses bürgerschaftliche Engagement ist deutschlandweit einzigartig. Viele Bauwerke wurden durch Potsdamer Bürger vor dem Verfall gerettet. Die Denkmale sind Zeitzeugen einer wechselvollen Geschichte. Potsdamer haben ehrenamtlich für ihre Wiederherstellung gesorgt, öffnen sie dem Publikum und berichten beim Fest der Kulturerben über ihr Ehrenamt.

Dr. Ludwig Grunwaldt, Geschäftsführer des Fördervereins Großer Refraktor e.V., wird auf dem Fest der Kulturerben, über den Wiederaufbau „seines“ Denkmals sprechen: Durch einen Bombentreffer wurden das Gebäude und der mechanische Teil des Refraktors 1945 schwer beschädigt. Es erfolgte rasch die Wiederherstellung, so dass sich die Wissenschaftler ab 1953 dort wieder der Erforschung sogenannter visueller Doppelsterne widmen konnten. Aber die Kuppel schloss nach der notdürftigen Reparatur in der Nachkriegszeit nicht mehr richtig, so dass das Gebäude und das Teleskop Schaden nahmen.

Die Wissenschaftler setzten sich dafür ein, dass das viertgrößte Linsenteleskop der Welt gerettet wird. 1983 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt und in der Folge die Kuppel grundlegend erneuert. 1997 nahm das Teleskop in seine Obhut, das Gebäude wird durch das Land Brandenburg und das Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam unterhalten. Dank einer großzügigen Spende der Pietschker-Neese-Stiftung konnte der Förderverein den Kuppelraum und das Teleskop nach denkmalpflegerischen Grundsätzen wiederherstellen lassen. Beim Fest der Kulturerben zeigen Mitglieder am Stand historische Fotos, die das Ausmaß der Zerstörungen zeigen. Lassen Sie sich von ihnen die Geschichte dieses einzigartigen Bauwerks erzählen.

Der Kuppelraum ist heute wieder so großartig wie 1899 bei der Eröffnung in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. Davon können sich Besucher bei regelmäßig vom Verein angebotenen Beobachtungsabenden überzeugen.

Zum Programm UNESCO-Welterbetag und Fest der Kulturerben:

UNESCO_flyer2024_web_0.pdf (potsdam.de)

„Zeitzeuge“ Holländerhaus beim Fest der Kulturerben

Am Sonntag, dem 2. Juni, findet auf dem Alten Markt Potsdam das Fest der Kulturerben statt. „Denkmale – Zeitzeugen der Geschichte“ ist das Motto der Veranstaltung. Von 13 bis 18 Uhr stellen sich auf dem Alten Markt rund 40 Kulturerbenvereine mit ihren aktuellen Projekten vor. Dazu wird ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm geboten. Das Fest der Kulturerben ist eine Veranstaltung der Landeshauptstadt Potsdam in Zusammenarbeit mit dem Kulturstadt Potsdam e.V.

Es ist einzigartig, dass sich in Potsdam so viele Vereine mit ehrenamtlichen Helfern um den Erhalt und die Bewirtschaftung von Baudenkmalen, Technischen Denkmalen und Gartendenkmalen kümmern. Viele Bauwerke wurden durch die Bürger dieser Stadt vor dem Verfall gerettet. Das betrifft vor allem die historische Altstadt von Potsdam.

Die Kulturerbenvereine setzten und setzen sich ehrenamtlich für die Denkmalpflege ein. Sie werden beim Fest der Kulturerben davon berichten. Zum Beispiel der Förderverein zur Pflege niederländischer Kultur in Potsdam mit der Wiederherstellung des Hauses Mittelstraße 8. Das denkmalgerecht sanierte Holländerhaus beherbergt seit 1997 das Museum Jan Bouman Haus. Die Dauerausstellung zeigt die besondere Architektur. Es zeigt wechselnde Ausstellungen und dokumentiert die Geschichte des Viertels. Es ist auch die Geschichte der Menschen, die in diesen Häusern gelebt haben und die Zeitzeugen für den Niedergang und die Rettung ihres Viertels wurden.

Historische Fotos und Berichte

Museumsleiterin Susanne Marok hat in zahlreichen Interviews Erinnerungen von Potsdamern eingefangen. Für die Historikerin ist es besonders spannend, wie die Menschen im Holländischen Viertel gelebt und auch gearbeitet haben, zu sehen zum Beispiel im Werk des Fotografen Eberhard Thonfeld. Oder im Flur des Landesjugendringes, Breite Straße 7 a. Die dortige Ausstellung mit Zeitzeugen-Interviews aus dem Holländischen Viertel entstand in einem Jugendprojekt unter dem Titel: „Zwischen Verfall und Vergnügen.“

Das Jan Bouman-Haus wird sich 2025 in einer Ausstellung mit frühen Bewohnern des Holländischen Viertels befassen. Dabei geht es um den Grenadier und Zimmerermeister Cornelius van den Bosch, der das Jagdschloss Stern baute, und seinen Sohn, den Hofzimmerermeister Cornelius Wilhelm von den Bosch. Er errichtete für Friedrich Wilhelm II. die Historische Mühle von Sanssouci. Die Familie wohnte in der Gutenbergstraße 81. Dort ist heute eine Baulücke, das Holländerhaus wurde im Krieg zerstört und soll als Gemeindehaus der Katholischen Kirche neu gebaut werden.

Die Besucher erfahren beim Fest der Kulturerben, was 35 Jahre ehrenamtliches Engagement für die Denkmalpflege im Stadtbild bewirkt hat. Sie können bei der Veranstaltung jene Menschen kennenlernen, die diese Veränderungen aktiv mitgestaltet haben.

Für die Vereine ist das Fest der Kulturerben eine Gelegenheit, Menschen für die ehrenamtliche Mitarbeit in ihren Vereinen zu gewinnen. Hier findet ein Generationswechsel statt und für fast alle Vereinstätigkeiten wird Verstärkung gebraucht.

UNESCO-Tag: „Vielfalt entdecken und erleben“

Es wird viel geboten am 2. Juli: Zeitgleich mit dem Fest der Kulturerben veranstalten die Landeshauptstadt Potsdam und die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg ein sehr facettenreiches Programm. Zum Beispiel zeigt eine Führung die Auswirkungen des Klimawandels auf die königlichen Parks. Der UNESCO-Tag beginnt bereits um 10 Uhr.

Programm des UNESCO-Welterbetages und Festes der Kulturerben >>> Flyer Fest der Kulturerben 02.06.24

Verein des Monats Mai 2024: IG Optische Telegraphie in Preußen OT4

Seit 2009 ist die ehemalige Station No. 4 der königlich-preußischen optischen Telegraphen-Linie zwischen Berlin und Koblenz (1832–1849) am ursprünglichen Standort auf dem Potsdamer Telegrafenberg zu besichtigen. Von April bis September demonstrieren Mitglieder der Interessengemeinschaft „Optische Telegraphie in Preußen OT4“ die Funktion des originalgetreuen, funktionstüchtigen Nachbaus der Signalanlage. Für dieses Engagement stellen wir die Interessensgemeinschaft OT4 als Kulturerbenverein des Monats Mai vor.

Zum Saisonstart am 28. April 2024 empfingen Dr. Ludwig Grunwaldt, Maria Stolz und Prof. Dr. Hans-Jürgen Paech interessierte Besucher. Beide Herren waren als Wissenschaftler vor und nach der Wende auf dem Telegrafenberg tätig. So arbeiteten Dr. Grunwaldt zuletzt am Helmholtz-Zentrum Potsdam/Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ/Sektion Globales Geomonitoring und Schwerefeld und Dr. Paech als Polarforscher am Alfred-Wegener-Institut. Maria Stolz lernten die Potsdamer Telegraphenfreunde bei einer Telegraphenreise ins Weserbergland 2010 kennen. Dort befindet sich in Linnenkamp auf dem Holzberg die Station No. 27. Als Gästeführerin zeigte Stolz den Potsdamern die Grabplatte einer Telegraphistenfrau, die 1834 im Kindbett starb. Dr. Grunwaldt blieb im Kontakt mit ihr. Aus Freundschaft wurde Liebe. Vor einigen Jahren ist sie nach Potsdam gezogen und beide engagieren sich nun gemeinsam für die OT-Station No. 4 auf dem Telegrafenberg.

Gipfelkreuz mit sechs Flügeln

Signalanlage OT4 und Kinder-Telegraph (vorn)

Die Telegraphenstation No. 4 befindet sich auf der Kuppe des Potsdamer 96,5 Meter hohen „Bergs“ im Wissenschaftspark „Albert Einstein“. Sie ist eine von 62 Stationen auf der rund 600 Kilometer langen Strecke zwischen Berlin und Koblenz. Die insgesamt sechs Flügel (Indikatoren) am 6,30 Meter hohen Mast einer jeden Telegraphenstation konnten in Stellungen von 45°, 90° und 135° geschwenkt werden. Durch Kombination aller möglichen Varianten in den drei Ebenen A, B und C war die Verschlüsselung von 4.096 Zeichen möglich. Diese konnten einzelne Buchstaben und Zahlen, aber auch Silben, Wörter oder ganze Sätze bedeuten. Der militärische Code war streng geheim und konnte nur an den Endpunkten der Linie chiffriert und gelesen werden.
Den Mitgliedern ist es ein besonderes Anliegen, der heutigen Generation sowohl die Technologie dieser ersten wichtigen Telekommunikations-Strecke in Deutschland als auch die Einordnung in das damalige politische Geschehen anhand des Inhalts bekannt gewordener Depeschen (Telegramme) zu vermitteln. So war zum Beispiel eine Depesche mit 30 Wörtern am 17.03.1848 rund eineinhalb Stunden unterwegs. Vermutlich hätte ein Kurierdienst zu Pferde zwei bis drei Tage benötigt.
Zur Veranschaulichung für Jugendliche wurde ein mobiler Kinder-Telegraph gebaut, an dem die Smartphone-Generation mit dem Signalschrift-Alphabet den Anfangsbuchstaben ihres Namens einstellen kann.

Erster historisch-technischer Themenradweg wurde 2022 eingeweiht

Die Idee zur Beschilderung des 62 Stationen umfassenden Telegraphenradweges wurde in der linienweiten Interessengemeinschaft „Optische Telegraphie in Preußen“, ein Zusammenschluss aktiver Telegraphenfreunde, 2007 geboren. Mit der Beschilderung des Telegraphenradweges wurde in Sachsen-Anhalt begonnen und ein Internetauftritt entwickelt. Mit der Umsetzung in Berlin und Potsdam geht es bislang nicht voran. Zur Beschilderung auf Potsdamer Stadtgebiet wurde jetzt eine Anfrage an die Stadtverwaltung gestellt. Die Telegraphenfreunde erwarten konkrete Schritte zur Realisierung, um dieser Pionierleistung der Nachrichtentechnik ein würdiges Denkmal zu setzen.

Interessierte können ihre Radtour auf dem ersten historisch-technischen Themenradweg von Berlin bis Sachsen-Anhalt bereits mithilfe einer Broschüre planen und die Besonderheiten der geschichtsträchtigen Natur- und Kulturlandschaft entlang der Route aufnehmen.

Broschüre: „Auf den Spuren der optischen Telegraphie im Land Brandenburg“. IG Optische Telegraphie, 2022. ISBN 978-3-943463-20-0
Weblinks: https://www.optischertelegraph4.de/radweg/ | http://www.telegraphenradweg.de

Führungen werden von den Mitgliedern jeweils am letzten Sonntag in den Monaten April bis September von 14 bis 17 Uhr angeboten.