Nattwerder hat einen neuen Gedenkstein bekommen. Der Findling mit Plakette erinnert an die Ankunft der ersten Schweizer Kolonisten am 18. Juni 1685. Etwa einen Kilometer von Nattwerder entfernt gingen sie damals nach einer beschwerlichen Schiffsreise an Land.
Der Verein Schweizer Kolonistendorf Nattwerder e.V. ist Verein des Monats der Potsdamer Kulturerben. Die Aufstellung des Steins geht auf seine Initiative zurück, damit wird eine ganz besondere Facette Brandenburger Geschichte in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Fast auf den Tag genau 340 Jahre nach der Landung der Schweizer Kolonisten erfolgte die feierliche Enthüllung. Unter den rund 200 Gästen waren auch Nachfahren der ersten Schweizer Siedler. Sie waren übrigens keine Glaubensflüchtlinge, sondern wurden von Kurfürst Friedrich Wilhelm gezielt angeworben, um die Wirtschaft des Landes voranzubringen. Sie sollten Luchgebiete trockenlegen und bewirtschaften. Die Übersiedlung erfolgte mit Zustimmung der Schweizer Obrigkeit.
Flächendenkmal Nattwerder
Auf die Schweizer in Brandenburg warten einige Privilegien, aber mit der Urbarmachung des Luchs auch eine gewaltige, kraftzehrende Herausforderung. „Die Schweizer Familien waren sehr mutig, aber arm und wohl auch verzweifelt, als sie auf die Reise gingen“, sagt Elke Hartmann, seit zwei Jahren Vereinsvorsitzende, Einwohnerin von Nattwerder, aber selbst keine Schweizer Nachfahrin.
Engagierter Förderverein
Der Potsdamer Ortsteil ist heute ein Flächendenkmal. Die Kirche, der Friedhof und einige der Gehöfte sind original erhalten. Es ist das Verdienst des Fördervereins, das „Denkmal Nattwerder“ zu bewahren und Besuchern zugänglich zu machen. Etwas über 20 Mitglieder gehören dem Verein an. Sie kümmern sich zum Beispiel um den Erhalt des Kirchhofs und lassen Grabsteine restaurieren, Stück für Stück, wenn das Geld dafür da ist. Mehrmals im Jahr lädt der Verein zu Sommermusiken in die Kirche ein, 2025 stehen noch zwei Konzerte auf dem Plan: Am 12. Juli und am 19. August, jeweils 16:30 Uhr.
Vereinsfreundschaft ins Berner Land
Die Aufstellung des Gedenksteins war ein Projekt, an dem der Verein zwei Jahre gearbeitet hat: Die Gemeinde Thierachern im Kanton Bern stiftete den Findling und den Transport. Eine der einst 14 Einwandererfamilien stammte aus Thierachern, und der Verein aus Nattwerder unterhält seit einigen Jahren eine freundschaftliche Beziehung zum „Verein Geschichte Thierachern“. Eine andere Familie aus Nattwerder stellte seinen Grund und Boden für den Gedenkstein zur Verfügung. Die Stadt Potsdam finanzierte das Fundament. Der Gedenkstein hat jetzt seinen Platz am Ufer der Wublitz nahe der Einhaus-Brücke.
Dietmar Bleyl ist Vorstandsmitglied im Verein Schweizer Kolonistendorf Nattwerder e.V.. Er ist Heimatforscher und hat mit seinen Veröffentlichungen viel zur Bewahrung dieser sehr speziellen Einwanderungsgeschichte. Jetzt kann er ein neues Kapitel hinzufügen: Wie ein Granitfindling aus dem Berner Tal seinen Weg nach Brandenburg fand.
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