Verein des Monats November 2025: Freundeskreis Schloss Lindstedt

Nach einer über drei Jahrzehnte währenden Unterbrechung haben engagierte Bürgerinnen und Bürger die Tradition, sich um ihr kulturelles Erbe zu kümmern, wiederaufgenommen: Am 24. April 2024 gründete Prof. Dr. Knut Albrecht gemeinsam mit Mitarbeitenden der Brandenburger Rechtsmedizin den „Freundeskreis Schloss Lindstedt e.V.“ Als gemeinnütziger Verein knüpft er an historische Wurzeln an und versteht sich dem Erbe verpflichtet. Das Ziel besteht darin, Schloss Lindstedt als Denkmal zu bewahren. Möge die Symbiose aus Kunsthistorie und Rechtsmedizin das Schloss wieder zu einem lebendigen Ort des Austausches erblühen lassen.

Bereits in der DDR weckte die aufsehenerregende Restaurierung eines Preußen-Schlosses das Interesse vieler Bürgerinnen und Bürger. Rasch wurde das Schloss Lindstedt zu einem Zentrum für wissenschaftliches, kulturelles und denkmalpflegerisches Wirken. Auf Initiative von Dr. Kurt Markert (Direktor der Gerichtsmedizin Potsdam) wurde daher am 25. Mai 1988 der Freundeskreis Schloss Lindstedt – ins Leben gerufen. Zu den Gründungsmitgliedern zählten Persönlichkeiten aus den Bereichen Kunst, Kultur und Wissenschaft. Ehrenmitglied des Freundeskreises war der bekannte Humorist und Künstler Vicco von Bülow alias „Loriot“.

Regelmäßige Publikationen

Ab 1988 erfolgte die Publikation der schlosshistorischen Schriftenreihe „Lindstedter Brevet“ durch den Freundeskreis, welche regelmäßig über Forschungsergebnisse zur Schlossgeschichte, über Restaurierungsfortschritte und kulturelle Ereignisse berichtete.

Der Verein war organisatorisch im Kulturbund der DDR verankert. Mit der politischen Wende von 1989/90 wurde der Kulturbund in seiner bisherigen Form aufgelöst, was auch die Auflösung des Freundeskreises Schloss Lindstedt zur Folge hatte.

Großes Nachfrage beim Tag des offenen Denkmals

Getreu dem Motto „Dem Erbe verpflichtet: der Freundeskreis Schloss Lindstedt gestern und heute“ setzt der Verein das ehrenamtliche bürgerliche Engagement fort. Die Schatzmeisterin des Vereins Anette Müller sagt: „Fulminanter Auftakt der Aktivitäten des „Freundeskreis Schloss Lindstedt“ war die Öffnung des Schlosses zum Tag des offenen Denkmals 2025, an dem sich zwischen 800 bis 1000 Besucher zur Schlossgeschichte informierten. Lernen Sie eines der kleinsten Schlösser Potsdams kennen, entdecken Sie das Schloss Lindstedt.“

Gedenken für Dr. Kurt Markert

Am 26.11.2025 würdigt der Freundeskreis das Wirken seines Gründungsdirektors Dr. Kurt Markert mit einer kleinen Gedenkveranstaltung anlässlich seines 90. Geburtstages.

„Verein des Monats“ ist eine Anerkennung für nachhaltiges ehrenamtliches Engagement bei der Wiederherstellung, Bewahrung und Öffnung von Denkmalen. Die Potsdamer Kulturerben nehmen gern weitere Vorschläge entgegen.

Skulptur "Das Opfer" von Wieland Förster in der Gedenkstätte Lindenstraße Potsdam.

Verein des Monats Oktober: Fördergemeinschaft Lindenstraße 54

Die Fördergemeinschaft „Lindenstraße 54“ist unser Kulturerben-Verein des Monats. Die Mitglieder haben mit Ihrem Engagement die Einrichtung der Gedenkstätte in der Lindenstraße befördert. Die Vereinsgründung und die Eröffnung der Gedenkstätte liegen 30 Jahre zurück, und seit 10 Jahren gibt es die Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße.

Am 19. Februar 1995 wurde die Fördergemeinschaft „Lindenstraße 54“ gegründet. Schon am 22. November 1995 konnte sie die Skulptur „Das Opfer“ feierlich als Geschenk an die Stadt Potsdam übergeben. Der Vorsitzende der Fördergemeinschaft Claus Peter Ladner sagt dazu: „Die Satzung des Vereins hatte zunächst den vorrangigen Zweck, die Skulptur „Das Opfer“ von Wieland Förster zu erwerben und im Innenhof der Lindenstraße 54 aufzustellen, damit der Ort zur Gedenkstätte wird.“

Initiator für die Gedenkstätte

Die Fördergemeinschaft „Lindenstraße 54“ war damit der maßgebliche Initiator für die Gedenkstätte. Durch das beharrliche Engagement des Vereins, das in den Anfangsjahren vor allem Dr. Rudolf Tschäpe zu verdanken ist, kann die Fördergemeinschaft auf eine „für die Erinnerungskultur beispielgebende Erfolgsgeschichte“ zurückblicken. Sie begleitete auch die Überführung der Gedenkstätte in eine Stiftung bürgerlichen Rechts inhaltlich und juristisch.

Schon seit 1996 erinnern die Mitglieder in der Gedenkstätte am 27. Januar, dem Tag der Befreiung von Auschwitz, an alle Opfer des Nationalsozialismus. Im Juni 2002 wurde auf Initiative der Fördergemeinschaft und mit Förderung der Friedrich-Christian-Flick-Stiftung eine Schülerprojektwerkstatt in der Gedenkstätte eingerichtet.

Erinnern an Opfer der Mauer

Am 10. November 1999, dem 10. Jahrestag der Wiedereröffnung der Glienicker Brücke, übergab die Fördergemeinschaft der Stadt die durch Spenden finanzierte Plastik NIKE 89. Seitdem wird jährlich der Opfer der Mauer gedacht und es starten oder enden dort am 13. August die bisher insgesamt 15 Potsdamer Gedenkveranstaltungen. 2012 sorgte die Fördergemeinschaft für die dauerhafte Kennzeichnung der ehemaligen Grenzlinie auf der Mitte der Glienicker Brücke. In beide Bürgersteige wurden Metallbänder eingelegt.

Die Fördergemeinschaft hat mit ihrem ehrenamtlichen Engagement in den 30 Jahren ihres Bestehens einen wesentlichen Beitrag geleistet, dass sich die Gedenkstätte beständig weiterentwickelt hat und zu einem für Potsdam und Brandenburg wichtigen Ort der Erinnerung und der wissenschaftlichen Aufarbeitung der politischen Unterdrückung im 20. Jahrhundert geworden ist. Claus Peter Ladner versichert: „Die Fördergemeinschaft wird das weiter tun und konstruktive Beiträge zur Verbesserung der Gedenkkultur in Stadt und Land leisten sowie Veranstaltungen zur Erinnerung an die Opfer der totalitären Gewalt anbieten.“

Matthias Finken

Gibt es Interessantes aus Ihrem Kulturerben-Verein zu berichten? Verdienen Mitglieder eine besondere Würdigung? Die Kulturerben-Redaktion freut sich über ihre Vorschläge für den Verein des Monats.