Tag des Offenen Denkmals 2023

Am 10. September hatten über 50 Bau-, Garten- und Technische Denkmale Potsdams ihre Pforten geöffnet. 20 davon waren Kulturerben-Denkmale, die ehrenamtlich von einem Verein restauriert wurden, gepflegt und regelmäßig für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Untere Denkmalschutzbehörde der Landeshauptstadt organisiert seit vielen Jahren den Tag des Offenen Denkmals in Potsdam mit Unterstützung der Vereine.

Hans-Jürgen Kracker fotografierte bei den Kulturerben in der Kolonie Alexandrowka, Villen und Landhäuser in Babelsberg, die Friedenskirche, die Muschelgrotte im Neuen Garten, das Jagdschloss Stern, den Optischen Telegrafen, den Großen Refraktor, die Kirche am Neuendorfer Anger und das Kaiserliche Segelschiff Royal Louise.

Hier seine Impressionen.

Pressekonferenz zum Tag des Offenen Denkmals

Mit einem Vor-Ort-Termin am 28. August wurde die Presse auf den Tag des Offenen Denkmals eingestimmt. Klaus Michael Schreiber, Denkmalpfleger Klaus Broschke und weitere Vertreter vom Kirchbauverein Bornim berichteten über Denkmalpflege-Aktivitäten an ihrer Kirche. Am 10. September wird sie von 14 bis 17 Uhr für die Besucher geöffnet sein. Die Kirche ist eines von 52 offenen Denkmälern in Potsdam. 20 davon sind Bauwerke, die von Kulturerbenvereinen präsentiert werden.

Die denkmalgeschützte Kirche Bornim wurde im Jahr 1902/1903 nach Entwürfen von Ludwig v. Tiedemann durch Arthur Kickton anstelle einer barocken Dorfkirche errichtet. Sie reiht sich ein in eine Reihe Potsdamer Kirchenbauten, die auf Initiative von die Kaiserin Auguste Victoria im neugotischen Stil entstanden. Die Bornimer Kirche befindet sich noch weitgehend im Originalzustand. Die Kirche hat einen 55 Meter hohen Turm mit auffälligen Gauben, die die Luftzirkulation unter der kupfergedeckten Kirchturmspitze ermöglichen (Foto unten). Im Inneren sind Monumentalgemälde zu sehen, die 1909/10 von Victor Paul Mohn gemalt wurden, und die die biblischen Szenen „Lasset die Kindlein zu mir kommen“ und „Emmausjünger“ zeigen.

Aktivitäten des Kirchenbauvereins

Die Kirche hat das wechselvolle 20. Jahrhundert nahezu unbeschadet überdauert. Im II. Weltkrieg wurden die Kirchenfenster durch Druckwellen zerstört. Die Kupferdeckung des Turmes wurde für Rüstungszwecke abgebaut und durch Schiefer ersetzt. Bei einer Neueindeckung des Daches in den 1980-er Jahren wurden die Gauben in der Turmspitze zurückgebaut. Und beim Umdecken des Daches auf dem Kirchenschiff ging das geometrische Muster aus roten, gelben und grünen Ziegeln verloren.

Nach 1989 konnten auch durch das Engagement der Kirchengemeinde und des Dorfes umfassende erforderliche Instandsetzungs- und Restaurierungsmaßnahmen in Angriff genommen werden. Es stellte sich dabei heraus, dass die Stabilität des Turmes gefährdet war, weil Eisenverstrebungen im Mauerwerk verrostet waren. Ab 2012 durften die Glocken darum nicht mehr geläutet werden. Mit großem Aufwand konnten die Turmspitze neu gedeckt und die bei einer früheren Instandsetzung des Turmdaches entfernten Wimpergen (Ziergiebel) wieder originalgetreu aufgemauert werden, so dass der Turm heute wieder sein früheres Aussehen zeigt. Auch die markanten Gauben in der Turmspitze wurden wiederhergestellt.

Ausstellungen

Im Kircheninneren sind eine kleine Ausstellung zur Kirchengeschichte und eine Ausstellung über das kurfürstliche Lustschlösschen in Bornim zu sehen, das aber schon im 18. Jahrhundert abgerissen wurde.

Mehr Informationen im Potsdam-Wiki 

Programm Tag des Offenen Denkmals 2023

Kirchturm Bornim mit Gauben und Wimpergen. Foto: Bolko Bouché

Rückblick Kulturerbenfest 2023

Das Fest der Kulturerben am 4. Juni 2023 auf dem Alten Markt in Potsdam begeisterte die zahlreichen Besucher. 25 Kulturerben-Vereine hatten ihre Stände aufgebaut. Das gemeinsame Thema 2023 lautete: Freude am Nachwuchs. Das war doppeldeutig:

Grüner Nachwuchs

Das grüne Potsdam leidet unter dem Klimawandel. Die heißen trockenen Sommer verursachen Ausfallschäden beim Stadtgrün. Straßenbäume sind genauso betroffen wie das Grün in den Parkanlagen. Darüber berichteten Inselgärtner Thoralf Götsch und Lars Schmäh, kommissarischer Leiter Fachbereich Klima Umwelt und Grünflächen der Stadt Potsdam. Die Potsdamerinnen Jeanette Gruschke und Anne Löhmer-Glöckner berichteten von ihrer privaten Initiative, im Park Babelsberg Müll wegzuräumen. Auch eine „grüne Insel“ mit Wasserwagen und einer Präsentation trockenheitsresistenter Bäume, die bereits in Potsdam gepflanzt wurden, beschäftigte sich mit dem Thema – beim zeitgleich stattfindenden Unesco-Welterbetag 2023 lautete das Motto: „Unsere Welt. Unser Erbe. Unsere Verantwortung.“ Wer gleich selbst Gutes tun wollte, konnte sich ein Tütchen Samen für einen Quadratmeter blühende Wiese mitnehmen.

Nachwuchs für Vereine

Die Gewinnung ehrenamtlicher Kräfte für die Kulturerben-Vereine ist ein Dauerthema. Es hat sich dadurch verschärft, dass in vielen Vereinen ein Generationswechsel ansteht. Gesucht wird die Generation der Nachrücker. Es gibt unheimlich viel zu tun, um ein Denkmal am Laufen zu halten: Öffnungszeiten absichern, Besucher führen, Öffentlichkeitsarbeit. Beispielhaft hatte Dr. Kirsti Dautzenberg, Vereinsvorsitzende vom Verein Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf e.V., über den Bedarf ihres Vereins berichtet.

Grußwort von OB Schubert

Das Fest der Kulturerben wurde zum 5. Mal durchgeführt. Es ist ein Fest der Stadt Potsdam in Zusammenarbeit mit dem Kulturstadt Potsdam e.V. und den über 40 Vereinen, die in der Denkmalpflege aktiv sind. Das breite bürgerschaftliche Engagement von Bürgern für die Baudenkmale ihrer Stadt ist einzigartig. Das unterstrich auch Oberbürgermeister Mike Schubert in seinem Grußwort. Auch die Brandenburger Kulturministerin Manja Schüle stattete dem Fest ihren Besuch ab.

Neues aus den Vereinen

Auf der Bühne und an den Ständen informierten die Vereine die Besucher über ihre aktuellen Projekte. Darunter: Best Practice – lernen am Denkmal, zwei Schulprojekte des Schulzentrums am Stern und der Albert-Schweitzer-Grundschule in Treuenbrietzen. Der Förderverein des Jagdschloss Stern stellte seine Pläne für das ehemalige Kastellanhaus und einen Ergänzungsbau mit gastronomischem Angebot vor.

Buntes Bühnenprogramm

Die Besucher erlebten ein inspirierendes und vielfältiges Unterhaltungsprogramm. Unter anderem mit der Combo des Landespolizeiorchesters Brandenburg, dem Jugendmusiktheater Musical Minds, dem Chor Swinging Glienicks und dem Jazzkollektiv Babelsberg.

Fotos: Hans-Jürgen Krackher

Video vom Kulturerbenfest 2023 von Olaf Gutowski auf Youtube