Am 8. Oktober 2024 fand in der wunderschönen Alten Neuendorfer Kirche der Kulturerbendialog statt. Die Potsdamer Kulturerben haben dabei eine Vielzahl von Themen besprochen: konkrete Maßnahmen zur Nachwuchsgewinnung, die Anerkennung des ehrenamtlichen Engagements sowie im allgemeinen Kontext die Sorgen und Wünsche der Vereine.
Darüber hinaus wurde das Fest der Kulturerben 2024 und der Tag des Offenen Denkmals 2024 ausgewertet. Der Kulturerbendialog wurde zudem mit einem Besuch von Christiana Arnold vom Bereich Marketing der Stadt Potsdam bereichert. Frau Arnold konnte den Kulturerben frische Impulse geben: wie kann die Sichtbarkeit der Vereine erhöht werden, welche weiteren Akteure sollten die Kulturerben ansprechen.
Ein weiteres großes Thema war der nutzbringende Umgang mit Social-Media-Kanälen. Dazu gab es ein „Best Practice Beispiel“ vom Förderkreis Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf e.V.
Vor- und Nachteile sowie der niedrigschwellige Umgang mit Medien wurden thematisiert. Auch sollte die Barriere genommen werden, sich dieser Welt zu öffnen und gerade im Sinne der Vereine von den Möglichkeiten der sozialen Netzwerke zu profitieren. Im nächsten Schritt werden sich nun die Kulturerben dazu gegenseitig schulen.
Ein wunderbarer Abend gefüllt mit neuen Impulsen, herzlichen Gesprächen und einer ordentlichen Portion Spaß, denn Ehrenamt verbindet. Herzlichen Dank an Franziska Fürstenau, Fides Mahrla, Matthias Finken und Bolko Bouchè für die wunderbare Vorbereitung und Durchführung des Abends.
Text: Maren Koczott fotografiert von Bärbel Stuhlmann
Die Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam e.V. (FWG) hat ein wichtiges Teilziel nach 20 Jahren beharrlicher ehrenamtlicher Arbeit erreicht: Am 23. August 2024 wird der Turm als erster Bauabschnitt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Damit gehört der Turm wieder zu Potsdam und bietet mit seinem 360°-Rundumblick ein neues Potsdam Panorama. Die FWG ist deshalb unser Verein des Monats.
Das Erreichen des Ziels, die Garnisonkirche wieder zu errichten, wäre ohne das große Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer nicht möglich. Sie sind eine große und unverzichtbare Stütze. Sie bereichern die gemeinsame Arbeit mit ihrer jahrelangen Treue, Einsatzbereitschaft und Liebe zum Projekt, indem sie vor Ort große und kleine Aufgaben übernehmen. Aber auch die bundesweit über 800 Mitglieder und die internationalen Freunde und Förderer unterstützen mit vielen Zuwendungen. Jede Spende hilft, dieses wunderbare Projekt nach vorn zu bringen und die Kirche als Gesamtkunstwerk wieder zu errichten.
Das Gesamtziel bleibt: Wiederherstellung der gesamten Kirche
„Bis zur Vollendung unseres großen Ziels ist es noch ein weiter Weg. Wie in der Satzung der Stiftung Garnisonkirche ist es auch Ziel der FWG, das Gesamtkunstwerk Garnisonkirche vollständig wieder zu errichten. Das Kirchenschiff wird dann der 2. Bauabschnitt werden“, erklärte Vorstandsmitglied Frank Paul. Aktuell sind Mitglieder der FWG an Ständen in Potsdams Straßen zu sehen. Sie informieren, diskutieren und sammeln Spenden für das Glockenspiel als ihr nächstes Zwischenziel.
Partner der Kulturerben
Die Fördergesellschaft kann auf das Erreichte stolz sein. Sie bleibt der Vollendung des Gesamtkunstwerkes Garnisonkirche mit Turm und Kirchenschiff treu verbunden und wird sich trotz der aktuellen Irritationen zur Frage, ob der Bau des Kirchenschiffs weiter verfolgt werden soll, weiter ehrenamtlich dafür einsetzen.
Die Kulturerben gratulieren zum ersten erfolgreichen Schritt und wünschen für das Erreichen des Gesamtziels Beharrungsvermögen und viel Erfolg. Die Garnisonkirche ist für Potsdam, ob aus religiösen, geistes- und kulturgeschichtlichen sowie aus städtebaulichen Gründen eine Bereicherung des Stadtbildes und gehört einfach dazu.
Im September dieses Jahres wird das 20-jährige Bestehen der FWG mit einem Festakt gefeiert. Mit Turmführungen, Orgelkonzerten in der Turmkapelle und dem Besuch der Aussichtsplattform mit einem beeindruckenden und fantastischen Stadtpanorama.
Abbildung (v.l.n.r.): Frank Paul (Vorstandsmitglied), Maike Dencker (Vorsitzende FWG), Siegried Zentgraf-Gerlach, Manfred Hildebrand, Wilfried Gerlach bei ihrer wichtigen Öffentlichkeitsarbeit. Foto: FWG
Seit 2009 ist die ehemaligeStation No. 4 der königlich-preußischen optischen Telegraphen-Linie zwischen Berlin und Koblenz (1832–1849) am ursprünglichen Standort auf dem Potsdamer Telegrafenberg zu besichtigen. Von April bis September demonstrieren Mitglieder der Interessengemeinschaft „Optische Telegraphie in Preußen OT4“ die Funktion des originalgetreuen, funktionstüchtigen Nachbaus der Signalanlage. Für dieses Engagement stellen wir die Interessensgemeinschaft OT4 als Kulturerbenverein des Monats Mai vor.
Zum Saisonstart am 28. April 2024 empfingen Dr. Ludwig Grunwaldt, Maria Stolz und Prof. Dr. Hans-Jürgen Paech interessierte Besucher. Beide Herren waren als Wissenschaftler vor und nach der Wende auf dem Telegrafenberg tätig. So arbeiteten Dr. Grunwaldt zuletzt am Helmholtz-Zentrum Potsdam/Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ/Sektion Globales Geomonitoring und Schwerefeld und Dr. Paech als Polarforscher am Alfred-Wegener-Institut. Maria Stolz lernten die Potsdamer Telegraphenfreunde bei einer Telegraphenreise ins Weserbergland 2010 kennen. Dort befindet sich in Linnenkamp auf dem Holzberg die Station No. 27. Als Gästeführerin zeigte Stolz den Potsdamern die Grabplatte einer Telegraphistenfrau, die 1834 im Kindbett starb. Dr. Grunwaldt blieb im Kontakt mit ihr. Aus Freundschaft wurde Liebe. Vor einigen Jahren ist sie nach Potsdam gezogen und beide engagieren sich nun gemeinsam für die OT-Station No. 4 auf dem Telegrafenberg.
Gipfelkreuz mit sechs Flügeln
Die Telegraphenstation No. 4 befindet sich auf der Kuppe des Potsdamer 96,5 Meter hohen „Bergs“ im Wissenschaftspark „Albert Einstein“. Sie ist eine von 62 Stationen auf der rund 600 Kilometer langen Strecke zwischen Berlin und Koblenz. Die insgesamt sechs Flügel (Indikatoren) am 6,30 Meter hohen Mast einer jeden Telegraphenstation konnten in Stellungen von 45°, 90° und 135° geschwenkt werden. Durch Kombination aller möglichen Varianten in den drei Ebenen A, B und C war die Verschlüsselung von 4.096 Zeichen möglich. Diese konnten einzelne Buchstaben und Zahlen, aber auch Silben, Wörter oder ganze Sätze bedeuten. Der militärische Code war streng geheim und konnte nur an den Endpunkten der Linie chiffriert und gelesen werden. Den Mitgliedern ist es ein besonderes Anliegen, der heutigen Generation sowohl die Technologie dieser ersten wichtigen Telekommunikations-Strecke in Deutschland als auch die Einordnung in das damalige politische Geschehen anhand des Inhalts bekannt gewordener Depeschen (Telegramme) zu vermitteln. So war zum Beispiel eine Depesche mit 30 Wörtern am 17.03.1848 rund eineinhalb Stunden unterwegs. Vermutlich hätte ein Kurierdienst zu Pferde zwei bis drei Tage benötigt. Zur Veranschaulichung für Jugendliche wurde ein mobiler Kinder-Telegraph gebaut, an dem die Smartphone-Generation mit dem Signalschrift-Alphabet den Anfangsbuchstaben ihres Namens einstellen kann.
Erster historisch-technischer Themenradweg wurde 2022 eingeweiht
Die Idee zur Beschilderung des 62 Stationen umfassenden Telegraphenradweges wurde in der linienweiten Interessengemeinschaft „Optische Telegraphie in Preußen“, ein Zusammenschluss aktiver Telegraphenfreunde, 2007 geboren. Mit der Beschilderung des Telegraphenradweges wurde in Sachsen-Anhalt begonnen und ein Internetauftritt entwickelt. Mit der Umsetzung in Berlin und Potsdam geht es bislang nicht voran. Zur Beschilderung auf Potsdamer Stadtgebiet wurde jetzt eine Anfrage an die Stadtverwaltung gestellt. Die Telegraphenfreunde erwarten konkrete Schritte zur Realisierung, um dieser Pionierleistung der Nachrichtentechnik ein würdiges Denkmal zu setzen.
Interessierte können ihre Radtour auf dem ersten historisch-technischen Themenradweg von Berlin bis Sachsen-Anhalt bereits mithilfe einer Broschüre planen und die Besonderheiten der geschichtsträchtigen Natur- und Kulturlandschaft entlang der Route aufnehmen.
Verein des Monats März sind die Freunde der Freundschaftsinsel. Anlässlich des 150. Geburtstags von Karl Foerster versammeln sich die Mitglieder jedes Jahr am 9. März am Ehrenmal – einer Metallplastik von Christian Roehl – auf der Insel. Zum Jubiläum kamen zahlreiche Gäste aus allen Teilen der Bundesrepublik, um des Staudenzüchters und Potsdamer Ehrenbürgers feierlich zu gedenken. Seit der Gründung des Vereins 2003 zählt dieses jährliche Treffen der Foersterianer, Staudenliebhaber und Gartenfreunde zum festen Bestandteil des Vereinskalenders.
Verantwortung im Ehrenamt
Mitgastgeber und Vorstandsmitglied Marko Höhn erzählte am Rande der Feierlichkeiten, dass er zu Beginn seiner freiberuflichen Tätigkeit als Landschaftsarchitekt von der Vereinsgründung durch einen Beitrag in der Zeitung erfahren hatte und gern mit dabei sein wollte. Fasziniert war der 1972 in Potsdam geborene Höhn vom Fachwissen der sogenannten Foersterianer und Staudenzüchter wie Dr. Konrad Näser und Wolfgang Kautz. Von ihnen wollte er mehr über Karl Foerster und seine Staudenzüchtungen erfahren. So wurde der junge Mann Mitglied und geradewegs in den Vorstand gewählt. Damals hatte er, so erzählte er, erst einen Sohn, mittlerweile sind zwei Söhne und eine Tochter hinzugekommen. Die Familie und das Landschaftsplanungsbüro fordern seine ganze Aufmerksamkeit, sodass gelegentlich das Ehrenamt zu kurz kommt. Doch aufgeben ist keine Option, die Mitglieder zeigen Verständnis und so ist er bis heute dabei und unterstützt den Vorstandsvorsitzenden Jörg Näthe und seinen Nachfolger Thoralf Götsch als Inselgärtner nach Kräften.
Schulprojekt mit Niveau
Näthes Idee, zum Jubiläum ihres Namenspatrons Schüler der Karl-Foerster-Schule zu bitten, sich künstlerisch mit dem Staudengärtner zu beschäftigen, brachte erstaunliche Kunstwerke hervor, die im Ausstellungsraum neben dem Inselcafé zu besichtigen sind. Auch Familie Höhn hat aktiv mitgestaltet: Sohn Julius gestaltet mit drei Mitschülern ein Baumhaus und präsentiert sein Modell. Der stolze Papa entwarf das Plakat und das Banner zur Ausstellung. Betreut wurden die Kinder von ihren Kunsterziehungslehrerinnen Katrin Neubert, Annette Frensemeier und Jana Breé. Dank ihres Engagements sind die entstandenen Werke mehr als „niedliche“ Kinderzeichnungen. Ein Besuch der Ausstellung „Über den Zaun geschaut“ bereichert den Spaziergang über die Insel (geöffnet vom 9. März bis 28. April 2024 jeweils freitags, samstags und sonntags von 13.00 bis 17.00 Uhr).
Den Schatz erkennen und erhalten
Und wo drückt der Schuh im Vereinsleben? Marko Höhn bedauert, dass nur wenige Mitglieder Verantwortung übernehmen wollen oder können. Er würde sich wünschen, dass mehr junge Leute erkennen, welch großer Schatz die Freundschaftsinsel ist. Hier geht es nicht nur in erster Linie um den Erhalt des Gartendenkmals – als Folge des Klimawandels muss auch mit einer angepassten Pflanzenauswahl reagiert werden. Höhns Leitspruch ist ein Zitat von Dieter Kienast, einem Schweizer Berufskollegen: „Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage, denn er fordert das, was in unserer Gesellschaft am kostbarsten geworden ist: Zeit, Zuwendung und Raum“.
Realistische Wünsche
Auf die Frage, was er mit einer Spende von 10.000 Euro für die Freundschaftsinsel machen würde, antwortete Höhn spontan, oberste Priorität hätten Ersatzpflanzungen für abgängige Bäume und zu erneuernde Pflanzungen. Aber auch Unterstützung bei der Pflege der Anlage wäre dringend notwendig, da es zu wenige Inselgärtner gibt. „Man müsste viel öfter Arbeitseinsätze organisieren oder Pflegepatenschaften übernehmen“, so sein Fazit.
Mitmacher beim Frühjahrseinsatz willkommen
Nächste Gelegenheit ist am Sonnabend, dem 23. März 2024, von 10 bis 13 Uhr. Neben den Freunden der Freundschaftsinsel sind passionierte Hobbygärtner herzlich willkommen, die unter fachlicher Anleitung Sichtbares schaffen können. Interessierte melden sich bitte per E-Mail verein@freundschaftsinsel-potsdam.de oder telefonisch unter 0331 2803375 an.