Europa Nostra in Deutschland

Dr. Uwe Koch ist repräsentiert Europa Nostra in Deutschland. Foto: Matthias Finken

Seit 2024 hat Europa Nostra Deutschland in Potsdam seinen Sitz. Daraus ist eine enge Zusammenarbeit mit unserem Netzwerk der Kulturerben entstanden. Europa Nostra ist ein europäischer Dachverband für den Schutz und die Förderung des kulturellen und natürlichen Erbes.

Der Präsident von Europa Nostra Deutschland Dr. Uwe Koch sagt: „Europa Nostra ist ein Verband, der europaweit Organisationen, Institutionen, private Initiativen und Persönlichkeiten zur Sicherung unseres kulturellen Erbes verknüpft. Der vor über 60 Jahren gegründete internationale Verband vertritt die gemeinsamen Interessen auf europäischer sowie nationaler Ebene, ist in der EU und über 40 Ländern fest verankert und hat seine europaweite Repräsentanz in Den Haag. Er verbindet Menschen und Institutionen in ihrem Engagement für Kultur und schafft Räume für Dialog, Freiheit und Kreativität. Europa Nostra tritt auf europäischer Ebene wirkungsvoll in kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Erscheinung. Kultur ist in der EU ein starker Wirtschaftsfaktor mit fast 9 Millionen Arbeitsplätzen. Die EU startet deshalb gerade eine wichtige Initiative, die Europa Nostra unterstützt. 

Kultur als europäischer Wert

Viele Kulturschaffende arbeiten unter unsicheren Bedingungen – und die Branche steht unter Druck. Deshalb braucht es neue Impulse und einen verlässlichen Rahmen. Die Europäische Kommission hat aktuell die Arbeit am Europäischen Kulturkompass mit dem Ziel,

Kulturpolitische Instrumente besser verzahnen, faire Arbeitsbedingungen zu schaffen, Künstliche Intelligenz verantwortungsvoll zu nutzen sowie Meinungsfreiheit und Vielfalt zu schützen, aufgenommen. Das Europäische Parlament, insbesondere der Kultur- und Bildungsausschuss, wird diesen Prozess konstruktiv begleiten. Europa Nostra handelt auch hier in dem Wissen, dass Kultur kein Nebenschauplatz ist. Sie ist zentral für Europas Zukunft, unsere Demokratie – und unsere Wettbewerbsfähigkeit.

Würdigung für Potsdamer Denkmalverein

Potsdam ist seit Januar 2024 Sitz von Europa Nostra Deutschland, der nationalen Repräsentanz des Verbandes. Das Büro befindet sich in einem Gebäude der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten am Grünen Gitter. Das ist jedoch nicht der einzige Bezug zu Potsdam. Im Europäischen Jahr des Kulturerbes 2018 wurde die Restaurierung des Winzerbergs als einer von 29 Preisträgern aus 17 Nationen für herausragende Leistungen ausgezeichnet. Damit wurde das Engagement und die Arbeit des Bauverein Winzerberg in besonderem Maße international gewürdigt. Für die Mitglieder des Vereins eine schöne Anerkennung für ihre unermüdliche Arbeit und ehrenamtlichen Einsatz für den Erhalt und die Wiederherstellung unseres kulturellen Erbes.

Zur Saisoneröffnung des Winzerbergs 2024 organisierte Europa Nostra ein Konzert mit dem belgischen Karski-Quartett. Das Streichquartett sorgte für ein hochkarätiges, gut besuchtes Konzerterlebnis. Das Ensemble hat sich nach Jan Karski, einem polnischen Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg benannt.

Denkmalpflege als Herausforderung

In Zeiten des Klimawandels legt die Organisation zudem Wert auf die Verbindung von Kultur- und Naturpflege. „Der Klimawandel wirkt sich massiv auf das kulturelle Erbe aus“, sagt Dr. Uwe Koch. Historische Parkanlagen sind bedroht. Damit besteht auch eine Gefahr für Schlösser, Villen und Klöster, die mit den Parks häufig eine Einheit bilden.

Europa Nostra als größtes Netzwerk für die Präsentation und den Erhalt unseres Kulturerbes sowie die Würdigung herausragender Leistungen im Denkmalschutz ist für die Kulturerbenvereine Potsdams ein wichtiger Partner. Unsere Stadt mit ihren über 3000 eingetragenen Denkmalen ist der ideale Standort und unsere zahlreichen Kulturerbenvereine mit ihren unzähligen Aktivitäten bilden einen würdigen Rahmen, in dem sowohl das lokale, das nationale als auch das internationale Netzwerk weiter im Sinne der Sache wachsen kann.

Internet:
www.europanostra.org
www.europanostra.de

Ein Mann und eine Frau stehen vor einem Hauseingang. Auf der Tür steht: Obelisk

Verein des Monats April 2025: Trägerverein Charlottenstraße 31 e.V.

Vereinsvorsitzender Helmut Fensch und Vereinsvorstand Ilka Neugebauer. Foto: Bolko Bouché

Der Trägerverein Charlottenstraße 31 e.V. ist unserer Verein des Monats April. Der Verein ist seit einem Jahr Teil des Kulturerben-Netzwerkes und wird beim Fest der Kulturerben am 1. Juni auf dem Alten Markt erstmals dabei sein. Die Mitglieder stellen sich mit einem Stand vor und werden außerdem einen kabarettistischen Beitrag zum Programm leisten. Wir sind sehr gespannt!

Der Trägerverein setzt sich seit 2005 für die öffentliche Nutzung und Instandhaltung der Spielstätte des Kabarett Obelisk ein. Helmut Fensch ist Kabarettist, Dramaturg und Vereinsvorstand. Er erklärt, warum das Haupthaus ein Baudenkmal ist und welche besondere Rolle es in der Potsdamer Stadtgeschichte gespielt hat: „Im Jahre 1782 ließ hier König Friedrich der II. das alte Ordonnanzhaus von seinem Architekten Georg Christian Unger neu erbauen. Die Fassade ist aufwändig mit römischen Soldatenfiguren und den beiden Kriegsgöttern Mars und Bellona geschmückt.“

Baudenkmal Ordonnanzhaus

Hier in diesem Haus wurden die dienstpflichtigen Rekruten aus den unterschiedlichen Kantonen untergebracht und ebenfalls auch ein Husarenkommando, das zum Einfangen der „unsicheren Kantonisten“ verpflichtet war. Um die zumeist unwillig bei der Armee dienenden Soldaten gut gelaunt zu halten gab es einen Gastwirt im Haus, der Branntwein ausschenken durfte und auch einen Tanzboden, auf dem Mädchen „bereitgehalten“ wurden. Auch alle sonstigen Gewerke, die mit der Armee zu tun hatten, fanden hier in diesem „sechzig Fuß“ langen und dreigeschossigen Haus Unterkunft und Amüsement. Eine gute Stimmung war also von Anbeginn gegeben!

Nach den Napoleonischen Kriegen erhielt das Ordonnanzhaus eine andere Bestimmung. Es wurde ab dem Jahre 1849 zur Stadtschule, 1910 Charlottenschule und ab 1925 Mädchenmittelschule. Nach 1949 zog das Schulamt ein und blieb dort bis Anfang der 1990-er Jahre. Nun beherbergt die Nummer 31, abermals Charlottenstraße genannt, wieder eine „Wirtschaft“, wo die Künstler des Kabaretts zum Vergnügen aller die Politik und Wirklichkeit auf die Schippe nehmen. Außerdem nutzen zahlreiche Brandenburger Vereine das Haus.

Obelisk-Sommerfest

Der Förderverein des Kabaretts lädt für den 14. Juni ab 16 Uhr zum Obelisk-Sommerfest in den Hofgarten des alten Ordonnanzhauses ein. Beste Gelegenheit ungezwungen ins Gespräch zu kommen. Zur Anregung gibt es Musik und Satire von und mit Bella Liere, Andreas Zieger, Helmut Fensch, Lutz Andres und dem beliebten Comedian aus Berlin, Thomas Nicolai.

Barocke Hausfassade mit Toreinfahrt, Aufschrift Obelisk

Trägerverein Charlottenstraße 31 e.V.

Der Trägerverein Charlottenstraße 31 e.V. wurde 2005 gegründet, um die Gesamtentwicklung des Kulturstandortes zu begleiten. Heute sind hier das Satire Theater Kabarett Obelisk, der Club Charlotte in der 1. Etage und die Koschuweit Kabarett Kneipe ansässig.

Der Trägerverein setzt sich für die öffentliche Nutzung und Instandhaltung der denkmalgeschützten Spielstätte des Kabarett Obelisk ein. Auf dem Grundstück befinden sich insgesamt drei Gebäude in der Obhut des Trägervereins. Das Kabarett ist hier seit 1997 ansässig. Auf Initiative der Stadt Potsdam und des Landes Brandenburg wurden die Gebäude durch Glaselemente verbunden und auf dem Hof der Kabarettsaal errichtet. Im Hofgarten entstand eine Freilichtbühne, die im Sommer bespielt wird.

Das Haupthaus ist auf eine ganz besondere Weise mit der Potsdamer Stadtgeschichte verbunden: Im Jahre 1782 ließ hier König Friedrich der II. das alte Ordonnanzhaus von seinem Architekten Georg Christian Unger neu erbauen. Die Fassade ist aufwändig mit römischen Soldatenfiguren und den beiden Kriegsgöttern Mars und Bellona geschmückt. Hier in diesem Haus wurden die dienstpflichtigen Rekruten aus den unterschiedlichen Kantonen untergebracht und ebenfalls auch ein Husarenkommando, das zum Einfangen der „unsicheren Kantonisten“ verpflichtet war. Um die zumeist unwillig bei der Armee dienenden Soldaten gut gelaunt zu halten gab es einen Gastwirt im Haus, der Branntwein ausschenken durfte und auch einen Tanzboden, auf dem Mädchen „bereitgehalten“ wurden. Auch alle sonstigen Gewerke, die mit der Armee zu tun hatten, fanden hier in diesem „sechzig Fuß“ langen und dreigeschossigen Haus Unterkunft und Amüsement. Eine gute Stimmung war also von Anbeginn gegeben!

Nach den Napoleonischen Kriegen erhielt das Ordonnanzhaus eine andere Bestimmung.
Es wurde ab dem Jahre 1849 zur Stadtschule, 1910 Charlottenschule und ab 1925 Mädchenmittelschule. Nach 1949 zog das Schulamt ein und blieb dort bis Anfang der 1990-er Jahre.

Nun beherbergt die Nummer 31, abermals Charlottenstraße genannt, wieder eine „Wirtschaft“ und es werden Mädchen bereitgehalten, allerdings auch Jungs, nämlich die Künstler des Kabaretts, die zum Vergnügen aller die Politik und Wirklichkeit auf die Schippe nehmen.

Trägerverein Charlottenstraße 31 e.V.
Gründung: 2005
Mitglieder: 12
Ansprechpartner: Ilka Neugebauer
E-Mail:info@kabarett-potsdam.de

Foto: Bolko Bouché

Kulturerbendialog in der Angerkirche

Vertreter der Kulturerbenvereine trafen sich am 27. Februar 2024 in der Angerkirche zum Kulturerbendialog. Wir sprachen über das Fest der Kulturerben und weitere gemeinsame Aktivitäten der Vereine. Nach dem offiziellen Teil war das Netzwerken bei Wasser, Wein und Salzbrezeln angesagt.

  • Matthias Finken, Chef des Orga-Teams für das Kulturerben-Netzwerk, sprach über die Perspektive des Netzwerkes – in Anbindung an die Untere Denkmalbehörde und die Stadt Potsdam. Die Stadtverwaltung gibt eine Studie in Auftrag, wie das Netzwerk gestärkt und die ehrenamtliche Arbeit für Bau, Garten- und Technische Denkmale verstetigt werden kann.
  • Dr. Sigrid Sommer, Marketingleiterin der Stadtverwaltung, stellte „Zwei an einem Tag“ vor. Das Fest der Kulturerben und der UNESCO-Welterbetag finden am 2. Juni statt. Die Angebote werden sich ergänzen. Es wird ein großes Fest für alle Denkmal- und Kulturfreunde.
  • Mark Jumpers, Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde, stellte sich und die Aktivitäten seiner Behörde vor. Jumpers, der nach einem Volontariat bei der Schlösserstiftung in Potsdam sechs Jahre in Bayern gearbeitet hatte, würdigte die Potsdamer Kulturerben. Ein vergleichbares ehrenamtliches Engagement sei ihm aus anderen Städten nicht bekannt.
  • Franziska Fürstenau, Verantwortliche für das Fest der Kulturerben, stellte die Ideen des Orga-Teams für den 2. Juni vor und sammelte die Ideen aus dem Publikum. Das Fest 2024 steht unter dem Motto „DENKMALE – Zeitzeugen der Geschichte“.
  • Fides Mahrla, Vorsitzende des Kulturstadtvereins, sammelte in einem Motivations-Workshop die Statements der ehrenamtlichen Mitglieder zu ihrer Vereinstätigkeit:
    Was verleiht Flügel?
    Wo drückt der Schuh?
    Mein Wunsch ist …

Zusammenfassend: Die Befragten haben Spaß daran, andere zu begeistern. Sie wollen, dass ihre Aktivitäten präsenter werden, dass Ihr Engagement für ihre Projekte wertgeschätzt und anerkannt werden und dass sie neue Aktive für ihre Vereine gewinnen können.

Die Umfrageergebnisse schicken wir mit dem nächsten Newsletter an alle Kulturerbenvereine.